RUB mobile: Uni-App für iPhone soll Campusleben erleichtern
mz, den 8. November 2011Die Kategorie „Bildung“ im App Store bietet eine Vielzahl verschiedener Apps mit verschiedenster Ausrichtung. Von Lernangeboten für Kinder über medizinische Datenbanken bis hin zu Sprachführern ist alles dabei. Auch viele Universitäten haben sich bereits an die Entwicklung eines mobilen Begleiters für den Uni-Alltag gemacht. Eine davon – die Ruhr-Universität in der Macnotes-Stadt Bochum – ging mit ihrer App am vergangenen Samstag an den Start.
„Social Media: RUB kommt an“: So lautete vor zwei Wochen die Überschrift einer Meldung im Aktuellportal der Ruhr-Universität, meinem Arbeitgeber und meiner letzten Ausbildungsstätte. Als jemand, der sich sehr stark mit der RUB identifiziert, habe ich die Entwicklung der Uni in der digitalen Welt mitverfolgt, seit ich zuerst mit ihr in Kontakt gekommen bin.
Tatsächlich hat sich in den letzten Monaten viel getan: Die Facebook-Seite der Ruhr-Uni ist nun offiziell, auch einen entsprechenden Twitter-Account namens @ruhrunibochum betreibt die Stabsstelle „Strategische PR und Markenbildung“ seit September selbst. Der Twitter-Account hatte zu dieser Zeit bereits etwa 1200 Follower, zuvor war er zwar aus der Uni heraus, aber nicht offiziell von der Verwaltung betrieben worden.
Vor einigen Tagen tauchte plötzlich ein Hinweis auf die interne Entwicklung einer sogenannten „Mobile App“ auf. Gemeint ist in der Tat eine native iPhone-Applikation, die am Samstag im deutschen App Store gelandet ist, eine Android-Version soll in Kürze folgen. Ich habe sie mir sofort angeschaut und war der Meinung, dass sie zumindest einen kleinen Test wert ist, nachdem ich auf der (im übrigen gar nicht so einfach zu findenden) passenden Website nur ein Foto eines iPhones finden konnte, auf dessen Bildschirm die App zumindest aus der Perspektive des App-Designs keinen sonderlich guten Eindruck macht. Die App hat aber auch bereits ihre eigene Facebook-Seite.
Eins ist gleich vorweg zu nehmen: Die RUB bemüht sich nach der Einrichtung der speziell für diese Bereiche zuständigen Abteilungen sichtlich nicht nur darum, im Social Web schnell aufzuholen, sondern auch um eine umfassende Integration der an der und für die Hochschule angebotenen und nützlichen e-Learning-Angebote.
Die App – einmal aus dem App Store geladen – ist in den aktuellen Farben und dem Corporate Design der Ruhr-Universität gehalten (dunkelblau und grün), präsentiert sich ansonsten auf ihrem eigenen Home-Bildschirm eher unscheinbar und konservativ. Zwölf Icons benennen die sehr umfangreichen Funktionen innerhalb der App, die im folgenden aufgelistet werden:
- Karte der Uni
- RUB-Aktuellportal
- Studi-Tipps
- Mensa-Speiseplan
- Blackboard Mobile
- Moodle
- RUBcast
- OPAC
- Videos
- Bilder
- Notfall
- Feedback
Die einzelnen Bereiche sind übersichtlich im 4×3-Raster angeordnet und sind zumindest für diejenigen, die die RUB kennen, selbsterklärend. Die Entwickler, bei denen es sich um ein Team um die e-Learning-Mitarbeiterin Katrin Braungardt handelt, haben sich allerdings bemüht, die bereits bekannten Logos der integrierten Tools beizubehalten und sie in das Farbschema der Ruhr-Uni einzubinden, was auf Kosten eines dynamischen Designs zu einer leicht statischen Optik führt.
Hinter der „Karte“ verbirgt sich keine Integration der Google-Karte, sondern eine Bilddatei ähnlich der an der RUB erhältlichen A4-Übersichtskarte, die sich auch auf der Uni-Homepage findet. Einige zusätzliche Stellen sind eingezeichnet worden, die Karte erinnert aber eher an eine Bauzeichnung. Hier kann man übrigens mit einem Doppeltipp wie gewohnt hinein-, aber nicht mit einem Tipp mit zwei Fingern wieder herauszoomen. Super ist, dass Gebäude gesucht werden können (was sicher der Grund dafür war, genau diese Karte einzubauen). Ein aus der Karten-App bekannter Pin fällt dann in das gesuchte Gebäude und liefert gleich ein Foto des Einganges mit. So wird Neuankömmlingen die Orientierung sehr erleichtert. Zudem kann die Karte so auch ohne Internetzugang genutzt werden und andererseits ist sie trotzdem korrekt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Wer also im Betonhörsaal ohne WLAN sitzt (ja, das gibt es an der RUB noch immer ab und zu), kann schon mal den Weg zum nächsten Gebäude suchen.
Man kann sich auch auf der Karte lokalisieren lassen. Zumindest, wenn man sich nicht an der Uni befindet, öffnet sich aber dann ein Fenster mit der aus der iOS-Karten-App bekannten Karte mit der aktuellen Position. Das Hauptproblem daran, dass Google Maps nicht in RUBmobile übernommen wurde, ist in dem Fall aber die dort nicht verfügbare Beschriftung und das Suchen der Gebäude, die den größten Nutzen dieses Features ausmacht. Optimal wäre sicherlich eine Art Overlay über Google Maps. Bis das möglich ist, halte ich es zumindest aus Designsicht für besser, die ebenfalls in den Uni-Farben gestaltete Karte von der Homepage der RUB zu nehmen. Außerdem muss man recht genau bei der Suche sein: Wer die Universitätsbibliothek sucht, muss genau das auch eintippen, die gängige Abkürzung „UB“ führt ins nichts, bzw. in dem Fall ins Dynamitron-Tandem-Laboratorium. Trotz seines Nutzens für die Wissenschaft möchten allerdings vermutlich die wenigsten Erstsemester dorthin.
Hinter dem Menüpunkt „Aktuell“ verbirgt sich eine für Mobilgeräte optimierte Ansicht des RUB-Nachrichtenportals. Nach Kategorien geordnet lassen sich hier alle News rund um die Hochschule im Bochumer Süden schnell aufrufen. Dies funktioniert nur bei aktiver Internetverbindung. Innerhalb der Kategorien sind dann die ersten drei Zeilen der Meldung schon zu sehen. Wählt man dann eine aus, passiert aber etwas unschönes: Die Nachricht öffnet sich in der Standard-Webansicht in einem Browser-Overlay und ist nicht mehr für das kleine iPhone-Display optimiert. Das muss in Zukunft noch behoben werden.
Unter dem Button „Studi-Tipps“ ist eine Liste von nützlichen Hinweisen für die weitere Orientierung am Campus – ebenfalls von der RUB-Homepage – implementiert. Von der Hilfe bei der Einrichtung des uni-internen E-Mail-Accounts bis hin zur Vorstellung der wichtigsten Ansprechpartner lässt sich hier eine Menge entdecken.
Das Icon „Mensa“ besteht aus Messer und Gabel und entsprechendes ist nach dem Aufrufen dort auch zu sehen: Der tagesaktuelle Speiseplan der Ruhr-Uni-Mensa, regelmäßig eine der besten Deutschlands, die gerade erst mit 6000 ausgegebenen Essen an einem Tag einen neuen Rekord aufgestellt hat.
Auch das e-Learning-Programm BlackBoard lässt sich aus der App heraus nutzen. Für jeden angemeldeten Kurs gibt es einen mobil optimierten Bereich, es können sogar Dateien heruntergeladen und hinzugefügt werden, alles ist vorhanden. Mehr ist zu diesem Teil nicht zu sagen, endlich funktioniert BlackBoard auch mobil. Die bisherige Lösung mit der gesonderten experimentellen BlackBoard-App habe ich zumindest nie ans Laufen bekommen. Hier jedoch kann man nach einmaligem Einloggen sogar sein Passwort speichern und man ist mit einem Tipp drin.
Das ebenfalls vielgenutzte Tool „Moodle“ ist auch in die App integriert. Der Startbildschirm sieht nicht so aus, als wäre er an die Designvorgaben der RUB, des iPhones oder der App angepasst worden. Trotz erfolgter Anmeldung werde ich hier allerdings immer wieder gebeten, mich anzumelden, was die weitere Recherche leider unmöglich macht. Da ich Moodle aber ohnehin noch nie genutzt habe, ist das an dieser Stelle kein großer Verlust für mich.
Als nächstes folgt der Punkt „RUBcast“. Hier wird der entsprechende Stream importiert und es lassen sich alle auch im „normalen“ Internet verfügbaren Mitschnitte von Vorlesungen, Vorträgen und sonstigen Veranstaltungen auf dem iPhone betrachten. Mehr kann es nicht, mehr muss es auch nicht können.
Unter „OPAC“ dann findet sich ein weiteres wichtiges Feature: Der Katalog der Universitätsbibliothek der RUB kann unterwegs durchsucht werden. Bis auf automatische Zeilenumbrüche ist allerdings auch hier keine besondere Anpassung an Smartphone-Bildschirme vorgenommen worden, so dass spätestens in der Detailansicht der Ergebnisse die dort verwendete HTML-Tabelle mit Infos über den Standort des Buches weit über den Bildschirm hinausragt und der Nuter eine Weile scrollen muss, um alle Informationen zu sehen. Dennoch: Alles in allem übersichtlich und man kann fast alles machen, was auch am Computer geht.
Der Bereich „Videos“ teilt sich in „RUB“ und „RUB.persoenlich“. Beide führen zu den jeweiligen YouTube-Accounts in einer Mobilansicht aller dort verfügbaren Videos. Ersterer Punkt zeigt die allgemeinen Videos der RUB, zweiterer die vom gleichnamigen Projekt „RUB.persönlich“ durchgeführten Interviews mit den verschiedensten Mitarbeitern der Universität über deren Arbeit und Geschichten aus ihrer Zeit an der RUB. Es gibt auch eine Suchfunktion, falls man bereits im Vorhinein weiß, was man sehen möchte.
„Bilder“ ist wieder selbsterklärend: Hier finden sich in vier Kategorien (Audimax, Campus, Botanischer und chinesischer Garten sowie „RUBmobile-Fans“) bisher insgesamt 37 Bilder. Letztere Kategorie soll Studierende im alltäglichen Umgang mit der RUBmobile-App zeigen. Hier sollten nicht nur die Kategorien erweitert und weitere Bilder der Uni zur Verfügung gestellt werden. Dies wäre auch die richtige Stelle für von Angehörigen der Uni geschossene RUB-Fotos, die in einem Feed eingebaut werden könnten. Da ich selbst viele solcher Fotos mache, würde ich eine solche Implementierung auch aus der „Kundensicht“ für einen großen Gewinn halten. Insbesondere spiele ich hier auf die großartigen Bilder des Kollegen Stefan Uhlmann an, der auf seiner Homepage neben Panorama- und Nachtansichten unserer schönen RUB auch schon mehrere Videos im Timelapse-Format vom Campus veröffentlicht hat.
Die Notfall-Abteilung der App stellt schnell und unkompliziert den telefonischen Kontakt zur Leitwarte der Ruhr-Uni her. Das ist ausreichend für so eine Funktion, allerdings fragt man sich, warum dort zwei Felder mit jeweils der gleichen Ansprechstelle aufgeführt sind. Könnte im Notfall möglicherweise verwirren. Zu guter Letzt freuen sich die Entwickler über jedes Feedback zur neuen App und haben dafür noch einen zusätzlichen Menüpunkt eingebaut.
Insgesamt ist die App in meinen Augen sehr gelungen. Ich als Angehöriger der Uni werde sie sicher das eine oder andere Mal nutzen, auch wenn ich zur Orientierung auf dem Campus selbst nicht mehr regelmäßig Hilfe brauche. Die OPAC-Suche und der mobile BlackBoard-Zugang sind aus meiner Sicht die wichtigsten Features der App.
Es gibt noch einige Ungereimtheiten, die sich aber allesamt in zukünftigen Updates ohne größere Probleme lösen lassen (zum Beispiel die verschiedenen Farben der Statusleiste in verschiedenen Bereichen der App). Trotzdem würde ich mich am meisten über eine weitere Verbesserung des Designs der App freuen. Da ich regelmäßig auch mit solchen Dingen zu tun habe, weiß ich aber selbst, wie schwierig das ist. Das bedeutet 4 von 5 Macs für die kostenlose App RUB mobile.