Catan – Test: Eine Brettspielumsetzung ohne das Feeling

Phil Rieger, den 28. September 2011

Eines meiner absoluten Lieblingsbrettspiele ist Die Siedler von Catan, und das wird es immer bleiben, denn das Spielprinzip ist genial und dennoch einfach zu verstehen. Nun hat schon vor zwei Jahren die Catan GmbH zusammen mit United Soft Media und Entwickler Brettspielwelt GmbH ein Computerspiel zur Brettspielvorlage für Windows und OS X veröffentlicht. Enthalten ist, wie der Name vermuten lässt (Catan – Städte und Ritter), die gleichnamige Erweiterung. Aktuell habe ich mir die Zeit genommen, die Brettspielumsetzung zu testen und meine Erfahrungen im Review festgehalten.

Das Spielprinzip von Catan – Städte und Ritter wurde natürlich entsprechend der Brettspielvorlage übernommen: Das Spielfeld ist aus Sechsecken bzw. Hexagonen aufgebaut, wobei die verschiedenen Hexagone jeweils stellvertretend für einen anderen Rohstoff wie Holz oder Getreide stehen. Die Aufgabe des Spielers ist es, Siedlungen an den Eckpunkten der Rohstoffkarten zu platzieren und somit Materialien für den Ausbau seines Imperiums zu sichern. Dabei muss er 10 Punkte erreichen. Eine Siedlung bringt beispielsweise einen Punkt, eine Stadt hingegen zwei. Dabei können die Spieler ihre Rohstoffe untereinander tauschen und Gegenspielern Angebote für einen möglichen Tauschhandel unterbreiten. Soweit so gut. Jedoch kommt beim PC-Spiel nicht ansatzweise so viel Spaß auf wie bei einer geselligen Runde mit Freunden am Nachmittag.

Warum kein Brettspiel-Feeling?

In dieser Frage steckt praktisch schon die Antwort, denn dass man eben nur an einem virtuellen Spielfeld sitzt, ist ein enormer Unterschied. Es gibt keine echte Kommunikation zwischen den Spielern und es kommt nicht zu den bekannten Gesprächen, sowie interessanten Bestechungsversuchen unterhalb der Spieler. Man kann lediglich Angebote machen, annehmen oder ablehnen. Sprüche wie „aber schau doch mal, das kannst Du so gut gebrauchen“ sind in keinster Weise vorhanden. Natürlich ist klar, dass man so etwas von einem Computerspiel nicht erwarten kann, jedoch verliert der Titel dadurch stark an seinem eigentlichen Reiz, und wird schnell stupide.

Straßen bauen, Siedlungen errichten – Prinzip gut umgesetzt?

Alle Funktionen, die man vom Brettspiel kennt, sind übernommen worden und man kann genauso agieren bzw. reagieren wie man es mit echten Mitspielern tun würde. Aktionen der KI-Mitspieler sind nachvollziehbar, sowie taktisch oft klug. Wer jedoch als blutiger Anfänger einstiegt, wird seine Schwierigkeiten haben und schnell besiegt werden.

Primitive Präsentation

Leider haben es sich die Entwickler in puncto Präsentation sehr einfach gemacht, und diese auf das Nötigste reduziert. Die Soundeffekte haben eine durchschnittliche Qualität und sind so nervig, dass ich niemandem zumuten möchte diesen Titel mit voller Lautstärke zu spielen.

Von grafischer Seite ist das Ganze keine Offenbarung, das muss es aber ja nicht sein, da das Spiel darauf in keinem Fall den Fokus legt, sondern eher möglichst originalgetreu daher zu kommen versucht. Wer aufwendige 3D-Animationen und permanente Sprachausgabe erwartet, ist vollkommen Fehl am Platz.

Es ist immer noch Siedler

Selbst wenn ich bisher viele Negativpunkte aufgeführt habe, macht das Spiel Spaß. Nach einiger Zeit wünscht man sich aber schnell wieder ein echtes Spielfeld, da der Spaßfaktor des Brettspiels zu keiner Zeit erreicht wird. Die elektronische Version dient eher dazu sich mit Taktiken, Regeln und ähnlichem auseinanderzusetzen. Die so gewonnene Expertise lässt sich später im Spiel gegen echte Personen anwenden kann.

Fazit

Catan – Städte und Ritter bietet viele Tutorials, Kampagnen, spannende Einzelszenarien und einen Onlinemodus, der zwar angebracht aber nicht sonderlich hervorzuheben ist. Allerdings hilft das wenig, wenn man sich nicht mit dem Spiel identifizieren kann, besonders für Fans des Brettspiels. Das war bei mir der Fall und das beziehe ich klar in meine Wertung mit ein, allerdings sollte man wissen, dass Spieler, die mit dem Vorbild nicht vertraut sind, gerne Spaß haben dürfen. Für einen Preis von 16,95 Euro kann man die Downloadversion erwerben. Man sollte bedenken, dass man für denselben Preis das gleichnamige Brettspiel bekommt.


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