PlayStation Network – Sony wurde Opfer eines Hacks weil es seine Spiele schützt

Alexander Trust, den 29. Juni 2011

Es ist schon bald wieder Gras über den PSN-Hack gewachsen, wären da nicht anhaltende Hack-Versuche von unzähligen Hackern und Gruppen, die das Thema virulent halten. Nun hat der Geschäftsführer von Sony, Howard Stringer, sich erneut zu Wort gemeldet und sieht Sony als Opfer, weil es seine PlayStation-3- und PlayStation-Portable-Games schützen wollte.

Während eines Treffens von Sony-Aktionären soll Howard Stringer, seines Zeichens CEO von Sony, den Anwesenden gesagt haben, dass Sony „nur“ zum Opfer des PSN-Hacks geworden sei, weil man versucht habe sein intellektuelles Gut, seine Inhalte, eben seine Videospiele zu schützen. Gleichzeitig soll Stringer der Forderung nach einem Rücktritt in Folge des Hackversuchs ausgewichen sein (vgl. Reuters, engl.).

Sony hat in der Tat eine Menge unternommen, um auch nur die Möglichkeit von Raubkopien auf der PlayStation 3 zu unterbinden. Zum Beispiel ging man in Kalifornien vor Gericht, um den iPhone-Jailbreaker und PS3-Hacker George Hotz anzuklagen. Das Verfahren endete im April in einem Vergleich und Hotz arbeitet mittlerweile für Facebook. Der Grund, warum ich die PS3 in fetten Lettern hervorhebe ist der folgende: Anders als auf der PS3 gibt es für die PSP schon längere Zeit so etwas wie eine Jailbreak-Szene. Mit Sicherheit gibt es seitdem auch Raubkopien auf der Plattform, aber Sony hat zu keiner Zeit mit der Vehemenz PSP-Jailbreakern, die das seit Jahren tun, versucht den Garaus zu machen. Und auch für seine vorherigen Konsolen-Generationen hat Sony sich zu keiner Zeit derart öffentlichkeitswirksam jemanden am Schlafittchen gepackt. Es erscheint also wirklich opportun, dass man gerade im Fall von Geohot derart aggressiv zu Werke ging und sich ein Bauernopfer, einen Sündenbock, oder wie auch immer man es nennen mag, gesucht hat.

Sony ist wohl tatsächlich Opfer geworden, sicherlich aber seiner eigenen Handlungen und Zwänge. In den Wochen vor dem Hack wurden zunächst die „Forderungen“ von „Hackern“ ignoriert, die letztlich nur Besitzer einer PlayStation sind, und gerne mit ihrem Elektronik-Schrott anfangen möchten, was ihre technischen Fertigkeiten eben zulassen und nicht etwa harte Drogen zu legalisieren im Sinn hatten. Als dieselben Hacker dies noch mit der PSX oder der PS2 angestellt haben, und jetzt auch immer noch tun, gab es von Sony keinen derartigen Aufschrei. Es muss also mehr dahinter stecken, wahrscheinlich geht es um Geld – es geht immer um Geld. Wir werden so bald nicht erfahren, was Inhalt des Vergleichs zwischen Sony Computer Entertainment America und George Hotz geworden ist, wenngleich dies sicherlich sehr interessant wäre, um aus Spekulation Gewissheit zu machen. Immerhin sind PlayStation-Games mit die teuersten Spieleprodukte auf dem Markt und erwirtschaften wahrscheinlich eine große, wenn nicht sogar die größte Marge im Bereich der Videospiele. Sony hat seit der Veröffentlichung der Konsole nämlich ein Problem. Die Entwicklungskosten für das Gerät waren immens, teurer auch als die Tantiemen, die Microsoft für die Herstellung der Xbox 360 zahlen musste. Beiden gemein ist, dass man möglichst lange diese Konsolen-Kuh melken möchte, damit das Geschäft summa summarum kein Verlustgeschäft gewesen sein wird.

Sony steht aber weiterer Ärger ins Haus, dieses Mal aber auf dem Gerichtsweg. In Nordamerika wird u. a. Sony Computer Entertainment America angeklagt von drei Männern, die als Zeugen für ihr Anliegen auch ehemalige Mitarbeiter von Sony aufrufen, die belegen helfen sollen, dass Sony einerseits bereits viel früher von kleineren Hacks heimgesucht wurde, aber keine Maßnahmen traf, und dass man gerade 2 Wochen vor dem eigentlichen Hack eine Reihe von Mitarbeitern entließ, von denen einige gerade im Bereich der Netzwerk-Sicherheit beschäftigt waren.


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