Anomaly: Warzone Earth – Test: Tower Defense am PC und Mac, nur umgekehrt

Philipp Baldia, den 12. April 2011

Im vom Entwickler 11 bit Studios veröffentlichten Echtzeitstrategie-Titel Anomaly: Warzone Earth obliegt es Euch die Welt vor Maschinen zu retten. Anders als in Terminator-Manier oder in gewohnter Tower-Defense Spielweise schlüpft der Spieler dieses Mal in die Rolle der Aggressoren und hat somit die Aufgabe verschiedene Ziele entlang einer Route, die er selbst planen darf, zu erledigen. Ob dieses Konzept Früchte tragen wird, erfahrt Ihr in unserem Review.

Apocalypse now…

Was harmlos anfing, artet schnell in unerwartete Dimensionen
aus. Ein schöner Sommertag auf der Erde. Friedlich denkt man als Kommandant des 14. Platoons an nichts Böses; da krachen zwei außerirdische Schiffe in Tokyo und Bagdad und verursachen Chaos. Ein Teil der Stadt wird unter einer Kuppel abgeriegelt und der Kontakt zur Außenwelt bricht zusammen. Schnell ist klar, was zu tun ist: Einheiten mobilisieren und die Kuppel erkunden. Wer nun denkt, dass man im Command-and-Conquer-Prinzip erst mit dem Aufbau einer Basis beginnt, der irrt. In Anomaly startet man ohne Basisstrukturen nur mit ein paar anfänglichen Credits, die relativ schnell aufgebracht sind. Mithilfe dieser kleinen Mitgift gilt es dann, sich sein Squad zusammenzustellen und den Weg zum Einsatzziel frei zu räumen.

Zur Bewältigung dieser Art von Aufgaben steht dem Spieler ein Repertoire aus anfänglich zwei verschiedenen Fahrzeugtypen, später sogar sechs  unterschiedlichen zur Verfügung. Vom Brecher(„Tank“-)-Fahrzeug über das labile, aber durchschlagskräftige „Nuker“-Fahrzeug bis hin zum nur unterstützenden bzw. Hybrid-Fahrzeug steht alles zur Verfügung. Einzige Bedingung: Freispielen bzw. Meistern von entsprechenden Missionen. Doch Fahrzeug ist nicht gleich Fahrzeug. Diverse Verbesserungsstufen, die man kaufen kann, machen den wichtigen Unterschied aus. So kann ein Nuker-Fahrzeug auf Stufe drei einen einfachen Turm mit einer Schussladung pulverisieren bzw. ein Tank-Fahrzeug problemlos dem Feuer zweier Geschütze trotzen ohne direkt in Staub überzugehen.

Wie ein Stern …

… so funkeln die Turm- und Projektil-Animationen, sie versüßen das ohnehin schon Suchtpotenzial innehabende Spiel. Das Bild von Explosionen wird durchmischt von den Fliegern, die nach jedem dritten zerstörten Turm durch das Bild huschen und Verbesserungen hinterlassen. Egal wo man hinschaut: Alles ist irgendwie animiert; sei es auch nur ein Auto, dessen Alarmanlage gerade im Takt zu den Salven der Panzerfahrzeuge leuchtet.

Brennende Haus-, Gebäude- und Brückenruinen erinnern stark an Endzeit-Szenarien, wobei die Atmosphäre trotz der schönen Grafik nicht ganz so rüberkommt – man ist einfach nicht nahe genug am Geschehen und auch
Unvorhergesehenes sieht man nicht oft – im Gegenteil. Spontane Ereignisse, wie das Hacken der einstmals verbündeten Strahlenkanone, sind nur beim ersten Mal interessant und spannungsaufbauend. Danach sind diese berechenbar und stellen nur noch eine leichte Hürde, aber kein ernst zu nehmendes Hindernis mehr dar. Doch wer die Herausforderung sucht, der kann zwischen drei Schwierigkeitsstufen wählen. Und zusätzlich zur 14 Missionen dauernden Kampagne gibt es noch zwei weitere Spielmodi, die für ein wenig Spaß zwischendurch sorgen.

Wenn doch nur alles so einfach wäre

Die Steuerung von Anomaly: Warzone Earth ist außerordentlich gut. Davon können sich manche Spiele noch eine gehörige Scheibe abschneiden. Das Spiel lässt sich ohne weiteres einfach mit der Maus und ein paar weiteren Tasten steuern. Kann man auf die künstliche Zeitbeschleunigung verzichten, so ist die Maus sogar mehr als nur ausreichend. Von der Routenplanung bis zum Einsatz von Spezialfähigkeiten: In Sekunden und mit ein paar Klicks ist alles geregelt und einsatzbereit. Dann gilt es anfänglich nur abzuwarten. Doch gegen Ende des Spiels werden die Gegnermassen so komplex, dass man durchaus aktiv sein muss mit seinem Kommandeur und schnell Spezialfähigkeiten des „Combat Suits“ aktivieren muss, um seine Blechflotte vor dem Havarieren zu retten. Zur Rettung stehen unter anderem ein Luftangriff oder eine Staubwolke zur Verfügung – ersteres als ein offensives, letzteres als ein defensives Element zu verstehen.

Fazit: Spielspaß ja, Dauerbeschäftigung nein

Anomaly: Warzone Earth bereitet mit seinem aufregend einzigartigen Spielkonzept einer Menge Strategie-Fans sicherlich eine Freude. Gerade zu Beginn ist es sehr aufregend diesen einzigartigen Spielmodus zu meistern und dank mäßiger Einführung ist es kein Problem, sich mit eben diesem zu genüge bekannt zu machen, bevor es um Schnelligkeit und Präzision geht. Die außerordentlich gute Grafik und mehr als einfach zu bedienende Steuerung verstärkt nicht nur die Lust am Lernprozess, sondern fördert auch kurzzeitig das Verlangen nach Spielen. Lediglich die Langzeitmotivation bleibt nach Beenden der Kampagne mit geschätzten 3 bis 5 Stunden Spielzeit aus. Auch ein Multiplayer ist nicht implementiert. Jedoch gibt es stattdessen ein Feature, das einem den Vergleich mit anderen Spielern erlaubt und nach vollbrachtem Werk den Platz in der Online-Rangliste anzeigt. All das und auch der Preis von 9,99 Euro im Steam-Shop macht Anomaly Warzone: Earth zu einem innovativen Spiel für Hobbystrategen und Verfechter des Tower-Defense-Modus, die auch für andere „TD“-Varianten offen sind.


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Testergebnis

URS: 7,8 von 10
7,8