John Daly’s ProStroke Golf – Exakte Simulation mit Move auf der PlayStation 3 im Test
nj, den 29. Januar 2011Die von O-Games entwickelte und von F+F herausgebrachte Golfsimulation gibt es seit Dezember 2010 für die PS3 und den PC. Wir haben für euch ein paar Loch im Wohnzimmer gespielt und uns vor allem mal die Move-Steuerung genauer angeschaut. Unseren Eindruck haben wir im Review notiert.
Durch eins punktet gerade die Move-Steuerung von John Daly’s ProStroke Golf schonmal erheblich: Ihr habt hier eine Simulation, die einem das Gefühl von echtem Golf wirklich unheimlich näher bringt. Ihr sprecht den Ball mit eurem Move-Motion-Controller genau wie beim richtigen Golfsport an. Ihr verändert den Stand sehr präzise, aber was am meisten fasziniert, ist, dass das Spiel auf jede Neigung in euren Handgelenken und genau auf euren Schwung reagiert. So bolzt man nicht locker aus dem Handgelenk los, sondern eine falsche Bewegung führt oft zu fatalen Hooks und Slizes, also zu krummen Kurven, die euch oft nicht dahin bringen, wo ihr hinwollt. Gelegenheits-Minigolfer wird die Steuerung überfordern. Doch andere Zielgruppen werden sich davon sicherlich angesprochen fühlen, das aber vollends. Auf eurem Weg über das Fairway bis zum Green erwarten euch genaueste Steuerung und realistische Situationen auf dem Platz. Ihr müsst den Wind beachten, die Lage der Strecke und vor allem die Entfernung, die ihr mit eurem Schwung zurücklegen könnt. Nicht nur etwas für alte Leute, weil ihr oft mit den Nerven zu kämpfen habt!
Schwerer Einstieg
Schade ist, dass es viel abverlangt, sich in das Spiel hinein zu finden. Das Tutorial beschränkt sich auf einen simplen Trainingsmodus, in dem ihr, eher auf euch allein gestellt, die verschiedenen Arten von Schlägen übt, bis ihr sie drauf habt. Mit dem gewöhnlichen PS3-Controller funktioniert das noch ganz gut, an den Move-Motion-Controller sollten sich jedoch nur echte Könner wagen, denn da kommt es für eure Nerven oft zur Zerreissprobe. Wo man mit dem PS-Controller nur den linken Analogstick und ein wenig Feingefühl braucht, um den Ball gerade nach vorn zu treiben, ist beim Spiel mit MOVE schon fast ein richtiger Golfschwung von Nöten und der ist schwieriger als man denken mag.
Leider können wir auch nicht sofort in unseren Karrieremodus einsteigen, nachdem wir mit ein paar tollen Markenartikeln einen eigenen Golfer kreiert haben: Bevor ein Turnier, oder einer der sechzehn Plätze freigespielt werden kann, muss der Namensgeber des Spiels in seine Schranken gewiesen werden. John Daly selbst, seines Zeichens der Profi-Golfer mit dem Überschwung, der den Ball meilenweit über den Fairway feuert, fordert euch heraus, ihn in den drei goldenen Disziplinen des Golfsports zu schlagen: Der longest Drive, also der längste Abschlag in Yards, die Annäherung aufs Grün und der entscheidende Putt zum Einlochen. Habt ihr John Daly endlich geschlagen, denn für den ungeübten Wohnzimmergolfer ist das nicht ganz einfach, müsst ihr euch noch in einer privaten Runde auf dem Platz beweisen. Dann darf es endlich mit den Turnieren losgehen!
Vom Tee bis zum Green
… ist es ein weiter Weg. Und was für einer. Man kann nicht oft genug erwähnen, wie sehr man sich in diesem Spiel ärgern kann. Hat man das erste Loch noch mit einem soliden Par oder besser abgeschlossen, versaut man sich danach sofort wieder die Runde, indem man aus Versehen den Ball im Wasserhindernis oder gar im Aus versenkt, oder nach einem „regulär getroffenen Grün“ gefühlte zwanzig Putts benötigt und der Ball immer noch nicht ins Loch möchte. Das muss man Prostroke wie gesagt lassen: Es ist wie im echten Leben. Auch das verhalten klatschende Publikum bei Turnieren und die oft viel zu zynischen Kommentatoren machen das Feeling auf dem Platz real. Die Geräuschkulisse besteht aus Vogelgezwitscher, Windböen und typischen Naturgeräuschen. Die Plätze hätten ein wenig detaillierter gestaltet werden können; in diesem Punkt hinkt die Simulation noch Konkurrenten wie dem von Namensgeber Tiger Woods hinterher. Trotzdem muss man sagen, dass man selten eine so gelungene Simulation des Golfsports erlebt hat. Hier kommt die Funktionalität von PS-MOVE richtig zur Geltung! Schwierig ist es jedoch, ein Gefühl für die Länge eines gespielten Balls und die Entfernung zum Pin zu bekommen: Mit den Yardangaben kann man kaum etwas anfangen und muss daher seinem Gefühl vertrauen. Eine Strategie, die nicht immer aufgeht. So schwingt man vielleicht ganz durch, kommt aber immer noch nicht aus dem verflixten Bunker raus. Beim Putten ist man oft vorsichtiger und legt nichtmal die Hälfte der Strecke zum Loch zurück. Man muss halt auf viele, viele Faktoren beim Spiel des Balls achten. So viel Perfektion wird einem Laien dann meist zu mühselig und daher langweilig.
Multiplayer
Da auch der Karrieremodus nicht allzu besonders ist, da man ständig John Dalys Prüfungen bestehen muss und leider nicht sehr viele Möglichkeiten hat, seine Profikarriere individuell aufzubauen, muss der Multiplayer das Spiel wieder ins rechte Licht rücken. John Daly’s ProStroke Golf kümmert sich mehr um das Verbessern des eigenen Spiels, daher ist es nicht möglich, die Profigolfer dieser Welt zu wählen, sondern lediglich zufällig kreierte, fiktive Golfer oder die eigens Erdachten. Bis zu vier Spieler können eine Runde gegeneinander spielen, in der ihr Anzahl der Löcher, Art des Wettspiels, Wetter, Bodenbeschaffenheit usw. einstellen könnt. Das macht tatsächlich Spaß, da man sich zusammen über das Versagen ärgern oder über gelegentlich eingestreute Erfolge freuen kann. Daher handelt es sich zwar um einen ganz guten Multiplayertitel, allerdings nicht wirklich um ein geeignetes Partyspiel. Ein Onlinemodus ist auch vorhanden, aber im Grunde nur dafür da, um eure Highscores und besten Schläge mit dem Playstation Network zu teilen. Onlinegolfen wäre nett gewesen.
Fazit
Eine Runde auf dem Golfplatz drehen ist nett, vor allem, wenn man Golfen kann. Bei John Daly’s Prostroke Golf ist es so, dass wir eher eine Simulation als ein „Golfspiel“ vor uns haben, das seine Sache allerdings nicht schlecht macht. Wer auf präzise Steuerung Wert legt und vor allem ein wenig Ahnung von Golf hat, kommt auf seine Kosten. Der schwere Einstieg für Laien, sowie die sehr dürftige Auswahl an Spielmodi und Turnieren sind ganz klar Minuspunkte, daher sei gesagt, dass es sich um eine Simulation für Profis handelt und nicht um einen Titel für den Minigolf-Fan.