Test: Global Agenda

Martin Vaßen, den 13. Dezember 2010
Global Agenda - Screenshot
Global Agenda – Screenshot

Als Steam-Download gibt es Global Agenda schon länger. Jetzt erschien das Shooter-MMO auch in der Retail-Version für den PC, Grund genug, es sich einmal genauer anzusehen. Das Szenario von Global Agenda setzt sich deutlich von denen der meisten Multiplayer-Rollenspiele ab. Denn es spielt in ferner Zukunft und bietet damit ganz andere Möglichkeiten als Konkurrenzspiele, die meistens im Fantasy-Mittelalter spielen. Was man vom Shooter-MMO der Hi-Rez Studios erwarten kann, und ob es mit Größen, wie World of Warcraft mithalten kann, erfahrt Ihr in diesem Review.

Global Agenda schickt den Spieler ins Jahr 2150. Eine machtgierige Organisation namens Commonwealth hat die Herrschaft an sich gerissen und regiert den Großteil der Welt durch genmanipulierte Superagenten. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines solchen Agenten. Allerdings nicht, um die Macht des Commonwealth noch zu vergrößern. Im Gegenteil flieht Ihr zu Beginn aus dem Hauptquartier und schließt Euch einer Rebellengruppe an, die versucht das Regime zu stürzen.

Zwischen vier verschiedenen Klassen muss man sich in diesem MMO entscheiden: Assault, Robotics, Medic und Recon. Dabei spielen sich die Klassen komplett unterschiedlich und haben alle ihre besonderen Talente.

Der Assault ist der Tank im Team. Schwer gepanzert und mit Energieschilden geschützt, wirft er sich meistens mitten ins Getümmel. Er lenkt den Beschuss auf sich und kann mit seinen Waffen gut austeilen. Als Robotics-Einheit unterstützt man seine Gruppe durch verschiedene Geschütztürme, Energiemauern, die Schaden absorbieren und stationäre Heilungsstationen. Robotics-Agenten verbarrikadieren sich hinter ihren Maschinen und lassen diese die Arbeit erledigen. Medics sind die Heiler im Team. Ohne ihre Hilfe hat auch die stärkste Gruppe kaum Chancen im Kampf zu bestehen. Ein guter Medic hat immer die Lebensanzeigen aller Gruppenmitglieder im Auge und hilft überall da wo es von Nöten ist. Im Kampf gegen Widersacher hat er aufgrund seiner leichten Bewaffnung dafür kaum eine Chance. Der Vierte im Bunde ist der Recon. Er ist eine Art Cyber-Assassine. Entweder erledigt er seine Feinde aus großer Entfernung mit einem Präzisionsgewehr, oder schleicht sich getarnt an sie heran, um ihnen in den Rücken zu fallen.

Hat man sich anfangs für eine der Klassen entschieden, kann man das Aussehen und Geschlecht der Spielfigur festlegen. Später im Spiel lassen sich Teile des Aussehens, wie etwa die Frisur nach Belieben verändern.

Jäger und Sammler

Ganz nach Rollenspielmanier zieht ihr mit eurem Charakter los um Quests zu erfüllen, Gegner zu besiegen und immer bessere Items zu sammeln. Ihr tötet Feinde und absolviert Quests und Missionen, dafür bekommt Ihr Erfahrungspunkte und Credits. Die Erfahrungspunkte sorgen für den Aufstieg in eine neue Stufe. Mit jedem Aufleveln erhaltet Ihr Skillpunkte, die benutzt werden können um den Charakter zu verstärken und ihm neue Fähigkeiten beizubringen. Jede Klasse verfügt dabei über drei individuelle Fähigkeitenbäume, die der Spieler entsprechend seiner Spielweise ausbauen kann und jederzeit neu anordnen kann.

Innovativ waren die Entwickler mit den erbeutbaren Gegenständen, denn alle Items sind in vier verschiedenen Seltenheitsstufen zu finden. Zum Einsatz kommen außerdem neben den genreüblichen Rüstungen, Gewehren und Nahkampfwaffen Science-Fiction-typische Items. Besonders zu erwähnen sind hier das Jetpack und die sogenannten Bionik-Items. Letztere verleihen dem Agenten während der Anwendung einen zeitlich beschränkten Bonus, einen sogenannten Buff. Unter anderem gibt es Bionik-Items die den Schaden erhöhen, die Spielfigur getarnte Feinde sehen lassen, die Geschwindigkeit erhöhen und noch viele mehr. Das Jetpack ist ein wirkliches Highlight von Global Agenda. Man kann damit über kurze Distanzen fliegen und sich so schneller fortbewegen. Versperrt eine Schlucht den Weg muss man jetzt nicht bis zur nächsten Brücke laufen, sondern kann einfach hinüber schweben. Wie lange man fliegen kann, hängt von der verfügbaren Energie des Charakters ab. Jeder Schuss und jeder Einsatz einer Fähigkeit verbrauchen etwas davon. Sie regeneriert aber ziemlich schnell.

Teamplay?

Das Ödland um „The Dome“, die Stadt und Basis der Rebellen, kann man entweder alleine durchstreifen oder man sucht sich eine Gruppe und zieht zusammen los. Nur in der Gruppe hat man bei den stärkeren Gegnern realistische Chancen. Allerdings sollte man sich die Beute dann auch mit den Mitstreitern teilen.

Die Story ist relativ nebensächlich. Die Missionen beschränken sich meistens darauf bestimmte Gegner zu besiegen oder Gegenstände von A nach B zu bringen. Zwischendurch gibt es dann noch Story-Missionen, in denen der Spieler sich in einem Zeitlimit durch ein Dungeon voller Gegner kämpfen muss und am Ende einem mächtigen Bossgegner den Garaus macht.

Das Augenmerk in Global Agenda liegt deutlich auf den kooperativen PvE-Missionen und den PvP-Missionen. In ersteren kann man mit bis zu vier menschlichen Spielern gegen computergesteuerte Gegner und Monster kämpfen, inklusive großem Finalkampf gegen einen Bossgegner. In den PvP-Missionen agiert man in einer Gruppe menschlicher Spieler gegen eine andere Gruppe von Mitspielern. Hier gibt es, ähnlich wie in First-Person-Shootern verschiedene Missionstypen. Man kann zum Beispiel mehrere Punkte gleichzeitig verteidigen müssen, um damit Credits, Erfahrungspunkte und Items zu verdienen, oder den ebenfalls von einem Mitspieler gesteuerten Kampfroboter des Gegnerteams unschädlich zu machen. Als Belohnung für erfolgreiche Kämpfe winken in allen Spielmodi überdies noch die sogenannten Tokens. Diese kann man in der Stadt für mächtige Waffen und Rüstungen mit besonderem Aussehen eintauschen. Prestige-Fetischisten kommen also voll auf ihre Kosten.

Was für andere MMOGs Gilden und Clans sind, sind in Global Agenda die Agencys. Hier können sich Spieler aus aller Welt zusammenschließen und gemeinsam spezielle Herausforderungen meistern. Besonders mächtige Agencys kämpfen um die Vorherrschaft in bestimmten Gebieten, die dann sogar individuell ausgebaut werden können. Das beschert der Agency dann Zusatzeinnahmen und andere Vorteile.

Komplex

Der Einstieg in das Third-Person-MMOG ist ziemlich kompliziert. Das Tutorial vermittelt zwar leicht verständlich die Grundlagen des Spiels, aber um alle Feinheiten zu verstehen dauert es schon seine Zeit. Die Grundzüge sind zwar schnell verstanden, aber um alle Einzelheiten der komplexen Steuerung zu begreifen braucht man einfach zu lange. Global Agenda ist definitiv ein MMOG, das umso besser wird, je länger man es spielt. Das liegt wohl auch daran, dass es lange Zeit dauern kann, bis man genug Credits und Tokens gesammelt hat, um sich die persönliche Wunschausrüstung zu leisten. Neueinsteiger dürfte vor allem der recht hohe Schwierigkeitsgrad abschrecken. Hat man sich aber erst einmal daran gewöhnt, macht Global Agenda richtig Spaß. Wer möchte, kann sich für reales Geld ein Booster-Pack kaufen. Das bringt verschiedene Vorteile wie mehr Erfahrung und Chancen auf bessere Items.

Die Community um Global Agenda ist zwar nicht so groß wie die anderer MMOs, ist aber leicht für jedermann erreichbar, da man mit der Anmeldung zum Spiel gleich einen eigenen Forenaccount bekommt. Man kann sich also direkt zu Beginn mit anderen Spielern kurzschließen und Hilfe bei Problemen einholen.

Ödland

In Puncto Optik kann er Titel aber nicht in der oberen Liga mitspielen. Die Grafik ist gut, doch sind die Landschaften zu karg und detailarm. Die Areale wirken meistens zu leblos, eine bessere Verteilung der Gegner hätte hier geholfen. Dafür sind die Systemanforderungen des Spiels relativ niedrig und auch Besitzer von Mittelklasse-PCs kommen in den vollen Spielgenuss. Leider ist der Sound ebenfalls nur Mittelklasse. Die musikalische Untermalung und die Waffengeräusche sind zwar solide, aber wirkliche Highlights fehlen ebenso sehr wie ein packender Soundtrack.

Fazit

Global Agenda von den Hi-Rez Studios ist ein solides Science-Fiction-MMOG für alle, die genug von Elfen und Zwergen haben. Als Anfänger hat man zwar Startschwierigkeiten, die sich aber schnell legen. Hat man sich erstmal ein paar Stunden an den Spielablauf gewöhnt kommt richtig Spaß auf. Vor allem das Spiel mit anderen menschlichen Spielern, und die Jagd nach immer besseren und schöneren Ausrüstungsstücken haben Suchtpotenzial. Käufer der Retail-Version dürfen sich zusätzlich über zwei exklusive Bonus-Items freuen.


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Testergebnis

URS: 6,5 von 10
6,5

Positives

  • Loot-System innovativ

Negatives

  • Einstieg schwierig