Star Battalion für iPhone im Test

Alexander Trust, den 17. November 2010

Gameloft hat im letzten Monat seit längerer Zeit mal wieder etwas Neues ausprobiert. Herausgekommen ist Star Battalion, ein eher action-betonter Weltraum-Shooter, der auf iPhone und iPod touch Koop-Gameplay via Game Center erlaubt. Wir haben in unserem Review ein bisschen in den Weiten der Galaxis gefeuert.

Experimente sind dazu da, um Grenzen auszuloten. Bei Gameloft ist man aber nie ganz sicher, woher der inspiratorische Wind gerade geweht kam. Der Hersteller ist in puncto iOS-Software ein Meister darin, bereits besetzte Genres mit eigener Software für sich zu gewinnen. Oft sogar werden die Franzosen recht schnell zu den eigentlichen Platzhirschen. Star Battalion erinnert in seiner Präsentation von Dialogen ein wenig an EAs Versuch Mass Effect auf ein Handheld zu reduzieren. Die Comic-Charaktere wirken wie aus einem Parallel-Universum. Aber diese Art des Storytellings ist im Vergleich zu übrigen Gameloft-Spielen ein bisschen lieblos geraten. Mehr dazu später.

Es gibt immer noch mal Einspielfilme aus In-Game-Sequenzen, doch die sind eher Beiwerk, wie überhaupt der Plot in den Hintergrund gerät. Denn Star Battalion ist als Action-Game konzipiert und ähnlich knackig ist die Spielzeit. Wer wenig Fehler macht, der ist innerhalb von ein paar Stunden fertig. Wir haben es nicht mit einem Abenteuer zu tun, sondern mit einer Weltraum-Ballerei, die auf Retina-Displays schicke Grafik für Handheld-Verhältnisse bietet. Anders als bei vielen Spielen des Herstellers beschränkte man sich in diesem Fall auf lediglich zwei unterschiedliche Steuerungsvarianten. Die eine nutzt die Bewegungs- und Lagesensoren im iPhone. Die andere bietet ein klassisches, virtuelles Steuerkreuz an, mit dem man sein Raumschiff manövriert. Es gibt nicht nur eines, sondern vier verschiedene, die unterschiedliche Ressourcen in die Waagschale werfen. Manche Weltraum-Flieger sind robuster, andere flinker oder wendiger. Immerhin merkt man die Unterschiede durchaus.

Kein Force Feedback

Was mich irritiert ist, dass man darauf verzichtet hat, Vibration als Mittel zum Zweck einzusetzen. Gerade wenn man von Meteoriten getroffen wird, oder Laser und Raketen das eigene Raumgefährt in Mitleidenschaft ziehen, hätte sich das taktile Feedback ausgezahlt, zur Not als optionales Feature, das sich im Menü an- und ausstellen lässt. Wenn Gameloft nach einem Grund für ein Update sucht, das ist einer.

Stadt, Land, Fluss

Nicht ganz untypisch sind die diversen Szenarien und Umgebungen, in denen geflogen und geschossen wird. Futuristische Schauplätze, Dschungel, Wüsten und Eisgebirge, die ein wenig an Star-Wars-Terrain erinnern, lassen erfahrene Gameloft-Spieler an die Sandbox denken. Gameloft hat eine Technik entwickelt, mit der man zufrieden ist und auf dessen Basis man sich vieles aus dem Ärmel schüttelt. Mit Sicherheit hat man das Rüstzeug unter der Haube abwandeln müssen, doch kein Entwickler würde, wenn es nicht unbedingt notwendig ist, das Rad neu erfinden wollen. Und also bin ich der Meinung, dass sich hier in groben Zügen und manchmal eben nur latent, andere Spiele von Gameloft wiederfinden lassen. Zumindest die technische Machart spricht dafür, dass man andere Texturen verwendet, um ein vorheriges Szenario auszutauschen. Das bleibt eben nicht unbemerkt und lässt Gameloft-Dauerkunden nach anderen Dingen suchen, die Innovation versprechen.

Zwei allein heut‘ Nacht

Game Center ist es gedankt, dass zwei Spieler gemeinsam auf der Seite des Widerstands kämpfen können, gegen die Royalisten. Der Multiplayer ist eine schöne Ergänzung, die sich aber ähnlich schnell abnutzt, weil die Grenzen quasi dieselben sind. Irgendwann ist es vorbei und dann steht man vor derselben Frage: Warum nochmal spielen?

Gameloft verspricht Abwechslung und das ist bis zu einem gewissen Grad gerechtfertigt. Doch es gibt eine Taktik, die es Spielern gestattet, möglichst immer erfolgreich zu sein: abwarten und Tee trinken. Wer sich nur sehr langsam an das Kampfgeschehen herantastet und immer schön wieder in Bogen zurück an den Rand der Level fliegt, der wird lange keinen oder nur wenig Schaden nehmen und kann so Mission um Mission erledigen. Wenn man es sich einmal in dieser Lauerstellung gemütlich gemacht hat, dann ist aber das Versprechen von geforderten Reflexen, Schnelligkeit, List und Strategien über Bord geworfen. Manchmal wird aber das Verlangen nach Reflexen auch von dem Nichterkennen der Wischgeste sabotiert. Einer Rakete auszuweichen ist dann nicht möglich. In dieser Sache müsste Gameloft ebenfalls noch einmal nachbessern.

Un-episch

Wider Erwarten und vor allem gegen anderslautende Behauptungen des Herstellers muss man der Story bescheinigen, recht oberflächlich zu bleiben. Sich abwechselnde Comic-Portraits, die versuchen einen Krieg von zerstrittenen Fraktionen vorzutragen, kann man keine Entertainer-Fähigkeiten abgewinnen, leider. Zwischen den Kapiteln scrollt dann ein Text schwer lesbar von unten nach oben durchs Bild. Ich glaube auch nicht, dass Gameloft das ernsthaft im Sinn gehabt hat. Aber dann ist die Rede von „einer echten Weltraumoper“ ein billiges Marketingversprechen, das man nicht einhalten kann. Anders ist dies beim SciFi-Shooter N.O.V.A., der ja tatsächlich etliche Stunden Spielzeit bot, und bei dem man irgendwann die Identifikation mit der Hauptfigur gespürt hat. Star Battalion ist nicht Battlestar Galactica und auch nicht Wing Commander, wenngleich man das Gefühl haben kann, dass Gameloft sich in diesem Dunstkreis bewegen wollte.

Rolle rückwärts

Dass wir es mit einem Action-Game zu tun haben, merkt man natürlich an der Steuerung. Sie ist sehr schlicht gehalten und mittels Wischgesten (auf oder zur Seite) kann man ganz einfach sein Raumschiff aus der Schusslinie manövrieren. Entweder man macht einen 180-Grad-Turn oder man dreht sich zu der Seite, in deren Richtung man horizontal gewischt hat. Hilfen beim Zielen und Schießen gibt es, die ein wenig Arcade-Feeling aufkommen lassen. Wer hingegen das automatische Zielen ausstellt, der muss schon sehr viel Fingerspitzengefühl mitbringen, um Raketen ins Ziel zu bringen, oder mit dem Reigen, der aus der eigenen Laser-Kanone kommt überhaupt ein gegnerisches Raumschiff vom Himmel zu holen.

Fazit

Für mich ist Star Battalion durchschnittliche Weltraum-Action, die rein gar nichts bietet, was sie von anderen Spielen abhebt. Es lässt sich ein Schema F erkennen, das Gameloft-Spielen nur bedingt gerecht wird. Kreativität ist eben nur begrenzt abschöpfbar und wenn bei den Franzosen die immer gleichen Teams an der Produktion von Spielen beteiligt sind, dann brauchen die vielleicht einfach mal eine kreative Pause, damit man nicht das Gefühl bekommt, wir würden Spiele von der Stange präsentiert bekommen.

Ich habe von den über 60 Spielen (Lite-Varianten und solche für iPad sind in meinen Augen nicht gesondert zu zählen) von Gameloft im App Store mit Sicherheit 40 oder 50 schon gespielt und etliche rezensiert. Wenn man wie ich beruflich darauf getrimmt ist, genauer hinzusehen, dann lässt man sich nicht mehr durch optische Reize oder simple Aha-Effekte beeindrucken. Meiner Meinung nach ist Star Battalion auch ein wenig zu teuer, für das, was man geboten kriegt.


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