Test: Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn für PS3

Alexander Trust, den 16. November 2010
Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn
Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn – Screenshot

Warner Bros. Interactive Entertainment veröffentlicht seit dem Erscheinen der epischen Kinofilme zum Herrn der Ringe von Tolkien immer wieder Videospiele für unterschiedliche Plattformen. Angesichts der neuen Bewegungssteuerung Move von Sony hat nun der Titel Die Abenteuer von Aragorn ebenfalls den Weg auf Sonys PlayStation 3 geschafft. Wir haben von Warner ein Testmuster für die PS3 erhalten und verraten euch in unserem Review, wie viel Bewegungs-Action ein PlayStation-Game verträgt.

Die Abenteuer von Aragorn ist von der USK erst ab 12 Jahren freigegeben. Dies dürfte für Warner sehr bedauerlich sein, da Vieles am Gameplay dafür spricht, dass wir es auch mit einem Spiel für Jüngere zu tun haben.

Das Gameplay erinnert entfernt an ein Open-World-Game, doch man bewegt sich mit der Spielfigur auf mehr oder weniger vorgegebenen Pfaden. Wir spielen die Erlebnisse nach, die Aragorn widerfahren sind und es gibt auch so etwas wie ein spielbares Tutorial, das allerdings in das Spielgeschehen eingeflochten ist. Wir beginnen in Medias Res und finden uns auf einem Schlachtfeld wieder. Als die Situation Überhand zu nehmen scheint, wird ausgeblendet und neu geladen. Sodann finden wir uns in der Rolle des Sohns von Samweis Gamdschie wieder. Uns wird an dieser Stelle auf einem Dorfplatz im Auenland bei Vorbereitungen für ein großes Fest spielerisch der Umgang mit Schwert und Schild beigebracht.

Move nicht gleich Move

Wenn man Warner Bros. etwas vorwerfen mag, dann vielleicht, dass die Entscheidung, das Spiel für die PlayStation 3 zu entwickeln, offenkundig zu kurzfristig getroffen wurde. Wenn dieser Verdacht nicht zutrifft, dann muss man sich aber dennoch den Vorwurf gefallen lassen, dass man aus der Bewegungssteuerung zu wenig herausgeholt hat. Den Move-Motion-Controller bewegt man wenig umfangreich. Einmal nach Links, einmal nach rechts, und so fort bis man alle Himmelsrichtungen abgegrast hat. Es gibt dann noch den Stoß mit dem Schwert, indem man den Motion-Controller behände nach vorne bewegt. Auf dem Navigation-Controller, mit dessen Analogstick man die Spielfigur bewegt, kann man selbigen drücken und stößt die Widersacher mit seinem Schild, sofern man eines trägt. Im Verlauf des Spiels rennt man evtl. auch mit einer Fackel umher oder hat ganz andere Waffen ausgerüstet. Das D-Pad auf dem Navigation-Controller dient dazu, die einzelnen Waffen zu wechseln. Nach der Beschreibung folgt die Bewertung. Es ist schade, dass wir keinen echten Schwertkampf erleben, sondern lediglich ein Fuchteln oder Bewegen aus dem Handgelenk. Move wurde als präzises Stück Gaming-Hardware angekündigt und bislang haben die vorhandenen Spiele selten etwas aus dieser Präzision gemacht.

Ein wenig Abwechslung kommt dann in die Sache, wenn das Schwert dem Bogen weicht. Aber auch hier wurde viel zu wenig daraus gemacht. Wenn man sich das Bogenschießen in Sportspielen vor Augen führt, oder alleine den Schwertkampf in Nintendos neuem Zelda-Abenteuer auf der Wii, dann weiß man schon, dass Warner Bros. einfach zu wenig aus den Möglichkeiten gemacht hat – leider.

Storyline

Punkten kann Warner bei dem Aragorn-Abenteuer indes mit der Geschichte. Das verwundert aber nicht weiter, weil man ein formidables Ausgangsmaterial zur Verfügung stehen hat. Die Spielzeit ist entsprechend der Story lang genug, um in dieser Sache nicht zu sehr Kritik üben zu müssen.

Und natürlich ist die Musik stimmungsvoll und sind die Dialoge hübsch synchronisiert. Einzig wenn man sich die Figuren ansieht, egal ob bei der Bewegung oder beim Sprechen, dann muss man die Stirn in Falten legen.

Die Spielgrafik ist für PlayStation-3-Verhältnisse nicht angemessen. Man wird das Gefühl nicht los, dass man es mit einem Wii-Spiel zu tun hat. Darüber hinaus dürfte aber auch Wii-Spielern komisch vorkommen, dass ein Recke wie Aragorn im Spiel ausschaut wie Rumpelstilzchen, dem man die Gesichtstextur eines Hollywood-Schauspielers auf das Gesicht montiert hat. Genauso verhält es sich mit allen anderen Figuren, die darüber hinaus beim Reden ausschauen wie Nussknacker. Die Lippenbewegungen wirken grotesk und entstellen die Figuren beim bloßen Hinsehen.

Wer mag, kann das Spiel auch zu zweit in Angriff nehmen. Besonders viel Auswahl bleibt allerdings nicht. Außer Aragorn kann der „andere“ immer nur mit Gandalf spielen. Das Abenteuer gemeinsam bestreiten macht insgesamt außer dem Geselligkeits-Plus kaum einen Unterschied aus zum Einzelspieler-Erlebnis.

Fazit

Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn ist ein durchwachsenes Herr-der-Ringe-Erlebnis. Die Story ist gut, doch daran kann man als Hersteller selbst fast nichts dazu beitragen, immerhin hat man superbes Ausgangsmaterial von Tolkien serviert bekommen. Die Atmosphäre im Spiel ist okay. Mir wird ein paar Mal zu oft geladen und die Ladebildschirme sind zudem wenig erbaulich. Der größte Witz allerdings ist die kaum zur Anwendung gebracht Präzisionstechnik von Move. Eine Gamepad-Steuerung hätte in diesem Fall problemlos ausgereicht. Und die Grafik ist für ein NextGen-Game fast schon eine Frechheit, noch dazu, wenn man es mit einem Hersteller wie Warner zu tun hat, der eigentlich von Inszenierung und Präsentation eine Menge versteht. Fans können ein Auge zudrücken, aber Zufallskäufer werden trotz Story schnell gelangweilt, weil die Präsentation des Spiels gruselig ist.


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