Test: Final Fight Double Impact für XBox 360
Alexander Trust, den 14. November 2010Eine Leiche im Keller lässt niemand wirklich gerne zurück. Entsprechend widme ich mich nun einem Review von Final Fight Double Impact für die Xbox 360, das ich eigentlich schon länger hätte erledigen sollen. Doch gerade mein erster Eindruck des Spiels hat mit dazu beigetragen, dass unser Testbericht so lange auf sich hat warten lassen.
Capcom veröffentlichte im April Final Fight Double Impact. Es handelt sich um ein Bundle von zwei alten Arcade-Games. Genauer sind die beiden Sidescroller-Klassiker Final Fight und Magic Sword für die Xbox 360 neu aufgelegt worden. Wem Magic Sword nicht wirklich bekannt vorkommt, der wird mit diesem Gedanken nicht alleine sein. Capcom hat wohl gewusst, warum man das Spiel nur im Schlepptau eines bekannteren Franchise veröffentlicht. Alleine hätte man Magic Sword wohl nicht so gut verkauft bekommen.
Gemeinsam online kloppen
Für die Neuauflage hat man sich wenig Neues einfallen lassen. Das größte Eisen im Remake-Feuer war der Online-Koop-Modus. Dieser bereichert die Spiele durchaus. Beide Sidescroller sind dem Genre des Beat em Up verschrieben, wenngleich man in Magic Sword mit dem Schwert agiert und alles ein bisschen nach Conan der Barbar ausschaut bzw. an Golden Axe erinnert. Gemeinsam ist man buchstäblich stark. Besonders im Kampf gegen Bossgegner kann sich das bezahlt machen.
Das Koop-Gameplay ist eine positive Facette, doch hat man auch das gemeinsame Spiel irgendwann zu Ende gespielt. Anders wäre es, wenn man wie in Street-Fighter-Manier mit den Figuren gegeneinander antreten könnte, um immer wieder neue Herausforderungen zu erleben. Denn der Multiplayer alleine macht das Spiel, bzw. die beiden Games nicht wirklich variantenreicher. Mit der Zeit, die ich mir zum Schreiben gelassen habe, kann man rückblickend sogar beurteilen, dass diese Einschätzung so falsch nicht ist, weil einem die Online-Partner mehr und mehr abhanden kommen; der Andrang wird immer geringer. Das Schicksal teilt Final Fight Double Impact allerdings mit einer Vielzahl anderer Spiele.
Erinnerungen
Mein Wunsch, das Spiel seinerzeit zu testen, war riesig. Ich erinnere mich an Urlaube in wärmeren Gefilden, in denen ich als Kind Peseten-Stücke in Arcade-Automaten geworfen habe, um mit Cody, Guy oder Haggar von Links nach Rechts zu prügeln. Capcom dachte sich, den Flair solcher Situationen muss man einfangen und verpasste dem 4:3-Bildschirmausschnitt einen grafischen Rahmen, der an Spielhallen-Arcade-Automaten erinnert. Die Grafik wurde zudem geglättet. Wem das nicht neu genug ist, der kann die Spiele auch in 16:9 in Agriff nehmen. Neben der geglätteten Variante hat Capcom auch eine nicht geglättete Pixelgrafik im Angebot und eine Art Halbzeilen-Modus eingebunden, der ein wenig an die Arcade-Automaten von früher erinnern soll, aber natürlich nicht tut.
Es besteht darüber hinaus noch die Möglichkeit, den Soundtrack umzuschalten. Neben einer leicht aufgebesserten Version findet man in jedem Spiel immer auch die ursprünglichen Chip-Tunes. Wenn an Bud-Spencer-Filmen vor allem die Geräusche der Prügelei einen gewissen Aha-Effekt zeitigten, dann waren dieselben auch für den Erfolg diverser Beat em Ups verantwortlich. Schade ist, dass selbst bei vollster Lautstärke der SFX und stummem Soundtrack, diese leider immer noch kaum zu vernehmen sind. Es bleibt neben dem alten Charme auch viel von der eigentlichen Prügel-Atmosphäre auf der Strecke.
Final Fight
Das namengebende Prügelspiel im Bundle ist altbekannt, hat aber irgendwie den Sprung auf die neue Plattform nicht gar so gut gefunden. Es ist leider nicht ein annähernd identisches Erlebnis, wenn man das Spiel heutzutage unter neuen „Rahmenbedingungen“ spielt. Dazu gehört u. a., dass man nicht sterben kann. Dies nimmt ein wenig den Reiz. An Arcade-Automaten war man gezwungen, sehr aufmerksam zu sein, weil man sonst zu viel Geld ausgeben musste. Oder man konnte das Spiel einfach nicht weiter spielen, weil einem die „Peseten“ ausgingen.
Magic Sword
Gleiches gilt wohl auch für en Fantasy-Prügler, der teilweise wie ein Shoot-em-up wirkt. Wenn man diverse Boni einsammelt und Feuer mit dem eigenen Schwert verschießen kann oder einen Zauberer als temporären Genossen an seiner Seite hat, dann stellt Magic Sword fast keine Herausforderung dar. Das steht allerdings in diametralem Gegensatz zu Final Fight. Letzteres ist nämlich im Schwierigkeitsgrad total an der Realität vorbei. Es soll Leute geben, die damit zurecht kommen. Doch persönlich bin ich etliche Male gestorben und mancher Bossgegner, der, während ich vom Boden aufstand, bereits wieder zum Angriff ansetzte, tötete mich, ohne dass ich überhaupt etwas dagegen hätte tun können. Das sind leider negative Credits, die Final Fight in Puncto Balancing sammelt.
Fazit
Leider ist Final Fight Double Impact nicht meinen Erwartungen gerecht geworden. Während Magic Sword sich sehr leicht spielt, ist Final Fight komischerweise das genaue Gegenteil. Der Reiz, es wieder zu spielen, wird dadurch gemindert, dass man nicht wirklich sterben kann.
Den Charme früherer Tage kann das Spiel aus verschiedenen, genannten Gründen nicht ausspielen. Also bleibt ein durchwachsenes Spielerlebnis zurück. In meinen Augen ist Final Fight Double Impact keine Kaufempfehlung.