Test: Vanquish für PlayStation 3
nj, den 6. November 2010SEGA bringt für die PS3, sowie die Xbox 360 einen Third-Person-Shooter auf den Markt und verspricht euch in die ultimative Waffe zu verwandeln. Wir begeben uns für euch nun in die Schlacht und durchleuchten die Sache genauer in unserem Review.
Es schaut zunächst prima aus, was in Vanquish von Produzent Shinji Mikami, dem wir Resident Evil zu verdanken haben, da auf den Weg bringt: Der Sci-Fi-Shooter hat eine beeindruckende Einleitung zu bieten, die aber wohl an einen Sci-Fi-Katastrophenfilm erinnert: ein scheinbar ganz normaler Tag in der US-Großstadt San Francisco, mit sommerlich warmen Temperaturen. Niemand würde annehmen, dass etwas das bunte Treiben der Menschen stören kann. Doch dann schießt urplötzlich ein gewaltiger Laserstrahl aus dem Himmel und zerstört kurzerhand fast gänzlich die Stadt, Menschen werden von Trümmern erschlagen oder unterliegen schweren Verbrennungen. Spätestens hier wird klar: Vanquish ist brutal und zurecht von der USK erst ab achtzehn Jahren freigegeben. Doch dieser erste Eindruck wird sich nur bedingt bewahrheiten. Der Grund, warum Vanquish ein USK-18-Sigel erhalten hat, ist eher der markigen Sprache geschuldet, die vor sexuellen und vulgären Ausdrücken nicht halt macht.
Die Attacke auf San Francisco wurde von einer russischen Weltraumsonde aus ausgeführt. Es ist eure Aufgabe, zusammen mit einer Spezialeinheit der Marines, diese Weltraumsonde, die eine Art isolierte Kolonie der Menschheit darstellt, im Namen der Vereinigten Staaten zurück zu schlagen. Der Protagonist Sam erfüllt dabei alle Actionfilmklischees, die man sich vorstellen kann: Wegen einer Verletzung aus der Armee geworfen, arbeitet Samy nun für die Forschungsgruppe DARPA und testet den Prototypen eines ultimative Kampfanzuges, der besonders resistent gegen feindliches Feuer und ideal für die Schlacht geeignet ist. Zudem hat Sam immer einen kessen Spruch auf den Lippen, flucht gerne und raucht Kette.
Bevor es in den Kampf geht, werdet ihr in einem Tutorial auf die Möglichkeiten, die sich mit dem speziellen Battlesuit bieten eingeführt. Während man in Militärshootern von der Bullettime spricht, hat man mit dem speziellen Kampfanzug auch die Möglichkeit, für einen Augenblick die Umgebung zu verlangsamen und erzielt damit immense Vorteile. Darüber hinaus bietet der Anzug die Möglichkeit temporär mit Jetantrieb größere Distanzen mit kleinstem Zeitaufwand zu überbrücken. Wie man beide Features nutzt, erfährt man vor Spielbeginn. Nach einigen Einspielern beginnt dann aber euer Sturm auf die Basis, mit dem ihr schlimmere Anschläge des russischen Militärführers verhindern müsst.
Auf in die Schlacht
Zum Gameplay sei Folgendes gesagt: meiner Meinung nach konnte man einen Konsolenshooter kaum besser machen! Gerade Leuten, denen nicht der First-Person Realismus, sondern der Spielspaß wichtig ist, wird Vanquish Freude bereiten, denn die Steuerung ist leicht und funktioniert wunderbar. Ihr verfügt aber leider über ein eher überschaubares Arsenal an Waffen, müsst mit diesen jedoch manchmal strategisch haushalten, was das Ganze wieder spannend macht: So habt ihr das obligatorische Sturmgewehr, Handgranaten und Weiteres, daneben aber auch Scharfschützengewehr und Flinte für das Feine, Raketenwerfer, Gatling-Geschütze und Erfassungslaser für das ganz, ganz Grobe! Ihr könnt immer nur drei Waffen mit euch tragen und diese in den Leveln aufrüsten, sodass ihr schnell eure persönlichen Taktiken im Kampf entwickelt.
Besonders hebt sich Vanquish durch den bereits erwähnten AR-Kampfanzug ab. Dieser lässt euch nicht so leicht Ableben, wie vielleicht in anderen Spielen. Bei starkem Beschuss oder sonstiger Abnutzung eurer Rüstung kann sich diese überhitzen, dann heißt es Rückzug für euch, denn erst die zu heiß gelaufene Rüstung kann euch wirklich vernichten. Da sie sich aber relativ schnell abkühlt, kann euch zumindest in den leichteren Schwierigkeitsgraden eher wenig passieren. Die Kämpfe gestalten sich nicht besonders abwechslungsreich: meist kämpft ihr gegen Scharen von Robotern, noch mehr Robotern und noch mehr Robotern, die sich meist nur in ihrer Größe unterscheiden. Bis auf ein paar aufwendige Bossgegner und einer Sniper-Mission ändert sich da leider nicht sehr viel.
Was Spaß macht, ist das zwar nicht immer so notwendige Deckung Nehmen. Dabei seht ihr ziemlich cool aus, wenn ihr mit eurem söldnerischen Helden zwischen den Deckungen hin- und her rollt, zum Zielen und Feuern kurz hervorlugt und dann bei hartem Beschuss wieder Schutz sucht. Das Nutzen der Deckung bringt Extrapunkte, genauso wie die Hilfeleistung für verletzte Kameraden, was mir besonders gefallen hat: helft ihr einem Mitstreiter in Not mit einem eingebauten Medikit, belohnt dieser euch mit Munition oder Waffen.
Mission Story… gescheitert
So cool das Gameplay auch ist: Die Story ist relativ schwach. Der Spieler fühlt sich durchgehend an einen zweitklassigen Actionfilm voller typischer Klischees erinnert; seien es die ausgelutschten Sprüche oder die nie enden wollende Zigarettenschachtel von Protagonist Sam, oder die unnötigen Obszönitäten, die euer Hauptcharakter mit seinem Mitstreiter Burns austauscht. Ebenfalls lässt die Logik des eigentlichen Plots, die am Ende ans Licht kommt, eher zu wünschen übrig. Zwar ist die Story an einem Shooter nicht gerade das Wichtigste, jedoch bin ich der Meinung, dass heutzutage eine gute Portion Logik Voraussetzung für ein jedes Spiel ist, gerade wenn es sich um einen Shooter mit Abenteuercharakter wie Vanquish handelt.
Abzüge muss man auch bei der deutschsprachigen Synchronisation machen. Diese ist wirklich äußerst schlecht abgestimmt, was bei den gelegentlichen Einspielern ziemlich an die Nerven gehen kann.
Zu kurz
Über eine mäßige Story und viel zu platte Dialoge lässt sich bei einem ansonsten gelungenen Spiel leicht hinweg sehen, nicht jedoch, wenn sich das vorerst spannende Spiel doch noch als Pleite herausstellt: Ihr beendet eure Mission auf der Weltraumkolonie erfolgreich und findet den eigentlichen Hintergrund für den Krieg, der euch bevorsteht, heraus. Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt riesig gefreut, denn jetzt schien das Spiel nun richtig los zu gehen. Die Raumstation war ich irgendwann Leid geworden. Der geringe Schwierigkeitsgrad machte doch Hoffnungen auf ein zumindest langes, umfangreiches Spiel. Auf den Höhepunkt folgt ein längeres Video und dann bekommt ihr die Credits zu Gesicht. Meinem Empfinden nach hört Vanquish quasi mittendrin auf. Auf mittlerer Schwierigkeitsstufe bietet euch Vanquish tatsächlich als Vollversion kaum mehr als drei oder vier Tage Spielvergnügen bei durchschnittlicher Spielzeit.
Nicht einmal ein Multiplayer ist vorhanden, der das wieder wett machen könnte; stattdessen habt ihr lediglich die Möglichkeit, euren Punktestand im PlayStation Network hochzuladen oder das Spiel im Modus „Extrem“ durchzudaddeln. Dass ist für den ansonsten gut verpackten Third-Person-Shooter eine große Enttäuschung und für mich leider unverständlich.
Fazit (at)
An dieser Stelle möchte ich eingreifen und dem Kollegen Nick zwar nicht vollkommen den Wind aus den Segeln nehmen, aber doch kurz meine Eindrücke schildern. Als Anfänger oder jemand, der Vanquish eher wie ein Action-Adventure spielt, wird man zum einen schon im leichten Spielmodus hin und wieder gestorben sein. Zum anderen ist die Story natürlich etwas knapp geraten, allerdings erreicht sie ein ähnliches Pensum wie z. B. Capcoms Dark Void (und erinnert ein bisschen daran) oder beispielsweise Singularity. Beide Spiele wurden von mir „ordentlich“ bewertet. Ich würde bei Vanquish ähnlich verfahren, und deshalb haben der Kollege Nick und ich ein wenig über die finale Wertung diskutiert. Er hätte das Spiel schlechter bewertet, wie man seinem Review bis hierhin sicherlich entnehmen kann. Ich für meinen Teil habe eine etwas andere Erfahrung gemacht und bin häufiger irgendwo stecken geblieben. Für mich war Vanquish letztlich die größere Herausforderung und hat deshalb am Ende mehr Spielzeit geboten. Man kann also sagen, dass erfahrenere Shooter-Spieler viel eher enttäuscht sein könnten von Vanquish als die übrigen Spieler.
Fazit (nj)
Ich bin ein wenig anderer Meinung als der Kollege Alex. Meiner Meinung nach bringt SEGA mit Vanquish einen Wolf im Schafspelz in die Läden: Sieht gut aus, klingt gut, macht im Gameplay einiges her, doch wurde sich nicht die Mühe gemacht, ein Spiel mit mehr Umfang und längerem Spielspaß zu produzieren. Für mich ein weiterer Titel, dessen Konzept ein super Produkt ergeben hätte, diese Chance aber nicht genutzt wurde und somit zu den Akten gelegt werden kann. Dazu kann man also nur noch „schade“ sagen und von meiner Seite sei gesagt, dass sich der Kauf des Spiels für eure Konsole für die obligatorischen knapp sechzig Euro wirklich nicht lohnt. Der Straßenpreis liegt aber, vor allem bei UK-Importware deutlich darunter und je günstiger ihr das Spiel ersteht, desto eher passt dann auch wieder das Preis-Leistungs-Verhältnis.