Test: Real Football 2011 für iPhone

Alexander Trust, den 9. Oktober 2010
Real Football 2011 - Screenshot
Real Football 2011 – Screenshot

Gameloft hat als erster der großen Bewerber seine Fußballsimulation Real Football 2011 oder kurz RF11 ins Rennen um die Krone der iPhone-Fußballsimulation geschickt. Wie gut sich das Stückwerk des französischen Publishers und Entwicklers im Vergleich schlägt, erfahrt ihr in unserem Review.

Ich habe die Zeit abgewartet, auch um die Konkurrenz von EA und Konami anzuspielen. Entsprechend sind meine Eindrücke nicht unvoreingenommen, aber das wollte ich zu keiner Zeit bezwecken. Stattdessen finde ich es richtig und wichtig, den Maßstab im Unterschied zur Konkurrenz zu entwickeln.

Flüssige Bewegungen

Fangen wir mit den positiven Eindrücken bei RF 2011 an. Das Gameplay auf dem iPhone 4, auf dem ich getestet habe, war äußerst flüssig. Vor allem aber die Menügrafiken wirkten sehr rausgeputzt und passten zum hochauflösenden Bildschirm.

Mehr Schein als Sein

Doch dann wird es schon eng mit den Pluspunkten, die das Spiel sammeln kann. Erwähnenswert ist der Mehrspieler-Modus, doch der spielt erst später in unserer Betrachtung eine Rolle. Zunächst muss ich meinen Unmut äußern, dass hinter der hochglänzenden Fassade, die Gameloft üblicherweise auftischt – bestehend aus einem Introvideo und hochglanzpolierten Menüs – leider im Fall von Real Football 2011 nicht mehr viel steckt. Dank Motion-Capturing-Technik sind die Bewegungsabläufe der Spielfiguren in diesem Jahr wesentlich runder als noch beim Vorgänger. Doch weder die Stadien noch die Polygone der Spieler können in der ersten Klasse mitspielen. Alle Figuren, die auf und neben dem Feld rumlaufen, auch die Schieds- und Linienrichter, haben einen leichten Hang zum Michelin-Männchen. Sie wirken sehr rund. Natürlich sind die Texturen, die man ihnen verpasst hat, hochaufgelöst, doch insgesamt haben die zugehörigen Drahtgittermodelle zu wenige Fixpunkte. Spieler unterscheiden sich bei Gameloft hauptsächlich durch die Körpergröße und Hautfarbe. Echte Merkmale oder gar einen Wiedererkennungswert, wie man ihn bei FIFA 11 für iPhone findet, gibt es bei Gameloft nicht.

Ebenfalls nur schöner Schein ist die Präsentation. Zwar wird ins Stadion gezoomt, man fliegt mit der Kamera über die Spieler im Mittelkreis und es gibt Animationen für die Unparteiischen, wenn Karten gezeigt oder Abseits gewunken wird, doch die wirken wie ein Einspieler in Stefan Raabs TV Total – unvermittelt und sich wiederholend. Alles nutzt sich irgendwann mal ab. Das weiß Stefan Raab, deshalb variiert er seine Einspieler. Gameloft allerdings sorgt hier nicht für Abwechslung. Der Kommentar, der grundsätzlich eine feine Sache gewesen wäre, ist ebenfalls auf wenige Sprüche und die Äußerung von Namen reduziert worden. Warum Gameloft so etwas Zerhackstückeltes auftischt, bleibt das Geheimnis der Franzosen. Im Terrain ihrer Paradedisziplinen der Ego-Shooter und Action-Abenteuer sind sie offenbar wesentlich sicherer unterwegs.

Arcade

Das Gameplay ist insgesamt erfreulich flott, das Passen funktioniert gut, doch man merkt dem Spiel an, dass hier nur Ansätze verfolgt wurden. Es gibt eine Anzeige, wie kraftvoll der Schuss oder Pass ausfallen wird. Sie füllt sich, je länger man den Button drückt. Das ist bei der Konkurrenz ähnlich. Auch in Situationen, in denen man dem Gegner den Ball ablaufen mag – es reicht einen Button zu drücken. Doch kann man bei RF11 je nach Schwierigkeitsgrad den Ausgang vorher berechnen. Blöd ist außerdem, dass der Spieler immer mit denselben Laufwegen dem Gegner den Ball abnimmt. Es gab Situationen, in denen ich sechs Mal hintereinander dem Gegner den Ball abnahm, ganz so als wäre ich Homer Simpson und würde immer wieder vor die gleiche Wand rennen. Es kam nicht zu einem siebten Mal, weil ich den Gegner seinen Spielzug zu Ende spielen ließ und nicht mehr am Spielfeldrand angriff.

Was man zudem an einer Hand abzählen kann, sind die unterschiedlichen Aktionen der Torleute und der Spieler, die auf’s Tor schießen. Für ein Arcade-Game wäre das durchaus statthaft. Es macht aber keinen Spaß, wenn der Hersteller mit Realismus wirbt und eine Erwartungshaltung schürt, dann auf diese Weise enttäuscht zu werden. Entweder fischt der Torwart die Bälle halbhoch aus der Luft, oder der Ball zappelt im Netz. Viele andere Optionen sind mir nach ein paar Stunden spielen noch nicht untergekommen.

Tricks kann man ebenfalls ausführen, muss dazu nur über den Bildschirm wischen. Dies ist prinzipiell löblich, aber ungeschickt gelöst. Denn zum Sprinten muss man einen Button berühren und wenn man gerne einen Kontrahenten in vollem Lauf austricksen mag, muss man Fingerakrobat sein oder aber die Sprinttaste für den Moment loslassen. Dies ist bei der Konkurrenz manchmal besser gelöst.

Namen sind Schall und Rauch

Konami hat das Problem, nicht alle Lizenzen zu haben. Gameloft teilt dieses Schicksal, wenngleich man mit der Spielergewerkschaft FIFPro zusammengearbeitet hat, um zumindest einige Originalmannschaften in Real Football 2011 anbieten zu können. Ansonsten kann man mit ein wenig Geduld auch jedem Spieler einzeln einen neuen Namen verpassen. Gameloft liefert den passenden Editor mit. In Puncto Pokal-Wettbewerbe kann RF11 nur fiktive Namen anbieten. Manche Spieler stört das weniger. Doch wenn der Gesamteindruck eher durchwachsen ist, dann kann man so ein Detail noch auf den Haufen der anderen Kritikpunkte werfen.

Mehrspieler

Wenn man davon absieht, dass Real Football 11 mit Sicherheit nicht gegen die Konkurrenz ankommt, dann ist doch zumindest der Wille erkennbar. EA hat FIFA 11 vorschnell veröffentlicht und zunächst keinen Mehrspieler-Modus angeboten. Konami hat zwar einen integriert, doch dieser beschränkt sich auf das „lokale“ Gegeneinander. Gameloft dagegen bietet echten Online-Multiplayer. Das funktioniert halbwegs passabel. Doch wenn das Gameplay nur unter Durchschnitt rangiert, dann macht auch das schönste Online-Feature nur halb so viel Spaß. Schade.

Fazit

Gameloft hat im Vergleich zum Vorgänger einiges verändert. Man merkt aber, dass die Franzosen sich nicht in ihrem Metier bewegen. Für eine Fußballsimulation hat es bei Real Football 2011 nicht gereicht und wenn ich die Wahl hätte, würde ich auf ein anderes Pferd setzen, wenn es um den Gewinn der Fußball-Krone im App Store geht.

Wenn ich dem Hersteller einen Ratschlag mit auf den Weg geben wollte, dann den, dass es sicherlich keine iPad-Variante von dem Spiel geben muss. Die wird, wie wir Gameloft kennen, sich nur marginal von der iPhone-Version unterscheiden und das macht dann den Braten auch nicht fett.


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