Android vs. iOS: Wachsende Marktanteile, optimistische Entwickler, fehlender Datenschutz
rj, den 1. Oktober 2010Mit „über 90.000 Apps auf dem Android Marketplace“ werden inzwischen die Smartphones mit Googles Handy-Betriebssystem beworben. Entwickler und einige Studien sagen der offenen iOS-Konkurrenz eine glorreiche Zukunft voraus, die Nutzerzahlen steigen und werden auch in Zukunft weiter wachsen. Die Schattenseiten des offenen Systems sind bislang noch unter dem Radar, dass zahlreiche Android-Apps ungefragt Userdaten weiterreichen, wird mittelfristig jedoch mehr Leute zu interessieren beginnen.
Innerhalb eines Jahres sprang die Quote der „Ich will ein Android-Smartphone“-Antworten des ChangeWave-Surveys von eben sechs auf 37% und damit bis auf einen Prozentpunkt heran an Apple, deren iOS noch für 38% OS der Wahl ist. iOS verlor bei den Surveys innerhalb eines Quartals 12% an Kundenzustimmung. Wobei bedacht werden muss, dass die aktuelle Zufriedenheit mit dem genutzten Gerät nach wie vor bei Apple am höchsten ist.
Annäherung iOS/Android, „Ferner Liefen“ für Palm, RIM und Windows Mobile: die kommende Entwicklung scheint in der Studie vorweggenommen. Die eben 10.000 Apps, die RIM inzwischen für den Blackberry anbietet, sprechen für sich, Windows Mobile 7 ist nach wie vor ein eher skeptisch erwartetes OS denn der große neue Konkurrent, und von Palm ist wenig neues zu erfahren. Bleiben die beiden Platzhirsche, die den Markt beherrschen. Apple und Android, und mit ihnen zwei Philosophien.
Die offene Struktur Androids macht das OS natürlich für Entwickler sehr interessant: Ebenfalls im September erschien die Appcelerator-Studie, die Android von Entwicklerseite bessere Noten ausstellt als iOS. Langfristig sehen über 58% der Developer Android auf der Siegerstraße, nicht einmal mehr 35% rechnen mit einem langfristigen Erfolg von iOS. Erstaunlich: noch vor dem iPhone4-Launch und vor der Ankündigung, Apple werde die Entwicklerbedingungen lockern, sahen die Developer Android weit weniger deutlich überlegen: im Juni sahen 54% Android vorne, 40,4% iOS.
Einschränkungen: aktuell ist nach wie vor iOS die Plattform, für die das Entwicklerinteresse am höchsten ist. Kommende Android-Tablets könnten den Ausschlag geben, dass sich die langfristigen Erwartungen der Entwickler in konkrete Präferenz von Android verwandeln. Insbesondere die Möglichkeiten für TV-Apps werden auf Android attraktiver eingeschätzt als bei Apple.
Was selbstredend auch eine Rolle spielen dürfte: die wachsende Benutzergunst Androids. Dass diese weiter steigt, ist jedoch mitnichten in Stein gemeißelt. Apple hat die heißen Debatten um den „walled garden“, um App-Zensur, Zulassungswillkür und Datenschutz schon zu einem großen Teil hinter sich gebracht. Android stehen noch einige Diskussionen bevor. Die offene Struktur wird in Zukunft auch mit ihren Nachteilen thematisiert werden – den Anfang macht das beobachtete „Phonehome“ zahlreicher Apps auf dem Android Market.
Bei einer Zufallsauswahl an Android-Apps ergab sich so eine erschreckende Zweidrittel-Quote an Apps, die persönliche Daten auf „verdächtige“ Weise missbrauchten. Geolocation-Daten, Telefonnummern und andere Informationen würden von den Apps ohne entsprechende User-Hinweise ausgelesen und übertragen. Die zufällig ausgewählten 30 Apps waren dabei keine unbekannten Anwendungen, sondern wurden aus den „populärsten“ Applikationen des Android Market zufällig gewählt.
Dabei sei die fehlende Angabe der App-Fähigkeiten weniger das Problem. Schwieriger sei für den User zu verstehen, was sie tatsächlich tut. So muss beispielsweise der Zugriff auf Geolocation-Daten durchaus explizit erlaubt werden, was mit den so ermittelten Daten passiert, bleibt dem User jedoch verborgen.
Jedoch: für Apple-User wird das nichts neues sein. Ebensowenig, dass die kritische Diskussion regelmäßig allenfalls durch mangelnde Sachkompetenz glänzt. Die peinliche Street View-Diskussion lässt befürchten, dass es in Sachen Android-Apps nicht besser aussehen wird.