Im Test: Shattered Horizon
Marco Gödde, den 13. Juni 2010Futuremark, die bekannten Benchmark-Spezialisten, brachten mit ihren Produkten bisher den PC zum Schwitzen. Unter dem Label Futuremark Games Studio bringen sie nun erstmals die Spieler zum Schwitzen. Shattered Horizon heißt der Erstling und will mit actionreichen Mehrspielergefechten in der Schwerelosigkeit die Spieler für sich begeistern. Das gelang seit der Erstveröffentlichung im November 2009 nicht. Und so hat Futuremark Games Studio alle bisher erschienenen Erweiterungen zum Hauptspiel dazu gepackt und veröffentlicht Shattered Horizon nun noch einmal. Mit besserem Erfolg? Das verrät unser Review.
Wer hat denn den Mond kaputt gemacht?
Bei der Präsentation hält sich Futuremark nicht lange mit irgendwelchem Schnickschnack auf. Das Wie und Warum ist letzten Endes egal, schließlich handelt es sich bei Shattered Horizon um einen Mehrspieler-Shooter und da ist nun mal kein Platz für eine ausufernde Hintergrundgeschichte mit Zwischensequenzen, Dialogen und Texteinblendungen. Fünf Zeilen Text beim Laden der Karte müssen reichen. Nur so viel. Im Jahr 2049 zerlegt es den Erdtrabanten, Aufgrund der exzessiven Ausbeutung durch den Menschen, samt der darauf befindlichen Einrichtungen, wie Bergbauanlagen und Forschungsstationen, in seine Einzelteile. Die Trümmer verteilen sich im erdnahen Orbit und ziehen weitere Anlagen, wie zum Beispiel die Internationale Raumstation ISS, in Mitleidenschaft. Am Ende streiten sich mit der MMC (Moon Mining Cooperative) und der ISA (International Space Agency) zwei verfeindete Parteien um die im All schwebenden Reste.
Also schlüpfen wir in den Raumanzug, schnappen uns eine Waffe und stürzen uns in das Gefecht. In eines von lediglich drei Arten. Alle drei Modi, Battle, Assault und Skirmish sind teambasiert. Letzterer ist ein simples Deathmatch, bei dem wie gewohnt das Team siegt, das die meisten Punkte auf seinem Konto verbuchen kann. Die ersten beiden sind objektbasiert und es gilt eine, je nach Karte unterschiedliche Anzahl an Kontrollpunkten einzunehmen. Wobei im Battle-Modus die verlorenen Kontrollpunkte zurückerobert werden können. Bei Assault werden dagegen zwei Runden gespielt. Das angreifende Team muss die Kontrollpunkte innerhalb einer bestimmten Zeit einnehmen. Gelingt ihm das schneller, hat das gegnerische Team in der Rückrunde nur die gleiche Zeit zur Verfügung.
Ganze Fünf Primärwaffen bietet Shattered Horizon inzwischen und hält sich mit Sturmgewehr, Maschinenpistole/-Gewehr, Schrotflinte und Schafschützengewehr an die genreüblichen Standards. Allerdings stehen nicht alle Waffen von Anfang an zur Verfügung und müssen über Rangaufstiege freigespielt werden. Dazu kommen als Sekundärbewaffung eine handelsübliche Pistole und Granatwerfer mit inzwischen sechs unterschiedlichen Granatentypen. Am häufigsten kommen in den Matches die Ice-Granate, verbirgt den Spieler mit einer Wolke aus Eiskristallen vor den Augen des Gegners, die EMP-Granate, legt die Elektronik des Raumanzugs lahm, und die MPR-Granate, erzeugt eine Druckwelle, die den Gegner wegschleudert, zum Einsatz. Die drei neu hinzugekommenen Typen Flare (blendet Gegner), Pulse (macht versteckte Gegner sichtbar) und Decoy (sendet falsche Informationen zur eigenen Position) werden eher selten verwendet. Zu guter Letzt gibt es noch einen Eispickel als Messerersatz für den Nahkampf.
Wie bereits erwähnt bietet Shattered Horizon Ränge. Insgesamt zehn verschiedene, vom Rekruten bis zum Commander, mit nochmals je fünf Zwischenstufen von Eisen über Bronze, Silber und Gold bis zu Platin. Leider bietet das Erreichen eines neuen Ranges nicht genug, um zu motivieren. Lediglich die Handvoll Waffen lässt sich damit freispielen. Andere Gadgets sucht man vergebens. Eine Individualisierung des eigenen Spielcharakters ist damit nicht möglich. Dabei böten sich einige Möglichkeiten. Zum Beispiel Extras für den, Silentrun getauften, Tarnmodus oder einen längeren Boost.
Verloren im Weltraum
Bei der ersten Veröffentlichung im vergangenen Jahr bot das Spiel neben den beiden spielerisch identischen Konfliktparteien und lediglich einer Waffe nur vier Karten. In den letzten sechs Monaten kamen, für den nur über Valves Vertriebsplattform Steam erhätlichen Titel, vier weitere hinzu. Zu Moondust, ISS, The Arc und Flipside gesellen sich nun Deadeye, Slingshot, Ten Star und Searchlight. Die Karten unterscheiden sich zum Teil deutlich voneinander, sind über weite Strecken aber extrem unübersichtlich. Ohne gute Mapkenntnisse ist man zwischen all den herum schwebenden Gesteinsbrocken und Trümmerteilen hoffnungslos verloren. Es braucht seine Zeit, bis man weiß, wo die Gefahren, sprich Gegner, lauern und welcher Weg am sichersten und schnellsten zum Ziel, sprich Kontrollpunkt, führt.
Erschwerend kommt noch die Ausleuchtung einiger Karten hinzu. Auf manchen ist es in weiten Bereichen nahezu stockfinster, das vereinfacht das Erkennen der Gegner nicht. Immerhin werden Freund und Feind, sofern von uns oder den Teammitgliedern entdeckt, auf dem Radar und direkt im HUD kenntlich gemacht.
Neben der mangelnden Übersichtlichkeit macht auch die Steuerung Einsteigern das Überleben im All nicht gerade leicht. Bedingt durch die Schwerelosigkeit und die eigene Masse treibt man beständig durch die Gegend. Festen Halt bieten nur die Oberflächen, an die man sich heften kann. Allerdings ist man so für die geübten Gegenspieler ein leichtes Ziel. Bedingt durch das Schweben im freien Raum leidet die Übersichtlichkeit weiter. Ein richtiges Oben und Unten gibt es nicht und so kann man jederzeit aus allen möglichen und unmöglichen Richtungen unter Beschuss genommen werden. Bis man sich daran gewöhnt und die Steuerung einigermaßen verinnerlicht hat und mit den Karten halbwegs vertraut ist, gilt es einiges an Frust zu verdauen. Hat man diese Phase aber erst mal hinter sich machen die kleinen Gefechte durchaus Spaß. Leider tritt man derzeit überwiegend gegen weitaus erfahrene Spieler an, die sich mit den Tücken des Spiels bestens auskennen. Was auch am Fehlen einer breiten Spielerbasis liegt. Seit der Erstveröffentlich 2009 sind nur wenige Spieler bei Shattered Horizon hängen geblieben. Nur selten findet der schnelle Serverbrowser mehr als drei halbwegs volle Server, auf denen sich genügend der bis zu 32 Spieler tummeln, um ausgewogene Matches zu garantieren.
Auch grafisch weiß das Spiel nicht hundertprozentig zu überzeugen. Zwar sind die Karten abwechslungsreich und bieten jede Menge Details. Die Texturen sind scharf, wirken aber langweilig. Graue Brocken Mondgesteins wechseln sich mit grauen Stahlkonstruktionen ab. Dazwischen setzen lediglich ein paar bunte Container und reflektierende Solarsegel bescheidene Akzente. Dafür stimmt die Beleuchtung über weite Strecken und bewegt sich auf Nextgeneration-Niveau. Ansonsten sind die Effekte bei Explosionen und Mündungsfeuer Standard. Insgesamt passt die Grafik jedoch zum Setting des Spiels. Die stimmige Soundkulisse weiß dagegen ohne Zweifel zu überzeugen. Das Rauschen der Triebwerke ist deutlich hörbar, die Waffeneffekte klingen wuchtig. Was im Vakuum des Weltraums eigentlich erstaunlich ist, da hier ja kein Medium vorhanden ist, das den Schall transportieren könnte. Aber das hat ja einen George Lucas auch nicht gestört.
Fazit
Futuremark Games Studio sucht verzweifelt Spieler. Zum einen mit der Neuveröffentlichung mit den bereits enthaltenen Zusatzkarten und neuen Waffen. Zum anderen mit einem günstigen Preis von 20 Euro. Dazu kommen derzeit einige Sonderaktionen wie kostenlose Testwochenenden und Preissenkungen. Dennoch befürchte ich, dass das nicht reichen wird, um eine nennenswerte Spielerzahl von den momentanen Toptiteln der Konkurrenz abzuziehen. Was ich, um ehrlich zu sein, schade finde. Denn in Shattered Horizon steckt einiges an Spaß. An die anfangs ungewohnte Bewegungsfreiheit gewöhnt man sich relativ schnell und je häufiger man manche Karten spielt, desto vertrauter wird man mit der Umgebung. Wenn man dann noch das Glück hat gute Mit- und Gegenspieler zu finden, hört man so schnell nicht mehr auf mit dem Spiel. Hoffentlich geben die Jungs bei Futuremark nicht so schnell auf und spendieren dem Spiel doch noch die eine oder andere neue Waffe und mehr Möglichkeiten zur Individualisierung der eigenen Spielfigur. Denn über mehr Spieler würde sich nicht nur Futuremark freuen.