Ausreden fürs iPad-Kaufen: Eine Hilfestellung

rj, den 9. Mai 2010
iPad
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Ja, ich will mir ein iPad kaufen. Ja, die rationalen Gründe sind streitbar. Es gibt aber ein paar Gedankengänge, mit denen ich mir die finanziell und pragmatisch fragwürdige Anschaffung in eine vernünftige Entscheidung umbiegen kann. Eine sehr subjektive Hilfestellung zur Gewissensberuhigung, in Teilen durchaus ernstgemeint.

Notebook, Netbook, Desktop, iPhone – der einzige mit einer solchen Ausstattung werde ich nicht sein, und die Begründungen nach der Frage von Zeitgenossen, warum man dann noch ein Gerät braucht, sind gelegentlich schwer vermittelbar. Schlimmer noch, man wird selbst von Zweifeln geplagt, ob die Anschaffung nun tatsächlich nötig ist bzw. die Ausgabe rechtfertigt. In finsteren Momenten wie diesen sind rationale Erklärungsansätze, die den Gadgetzwangskauf in eine rationale und vernünftige Entscheidung umdeuten, dem Seelenfrieden durchaus zuträglich.

Meine Hauptausrede heißt „Freie E-Books“. Angesichts des Potentials des iPad einerseits und des Hypes andererseits vielleicht für viele nicht das Killerargument, aber für mich funktioniert es. Eine ganze Latte von (freien) Klassikern stehen auf meiner Leseliste, trotz oben angeführtem Gerätepark konnte ich mich aber nie zum Online/e-Lesen derselben aufraffen. Die Umsetzungen der ePub-Formate sind prima, auch via Web sind die Titel bestens abends im Bett lesbar (auch wenn man bei Gutenberg/Spiegel die Druckansicht wählen sollte und die Schriften pixeln). Diesen Punkt kann man auch durchaus in Geld übersetzen: ich schätze die eingesparten Ausgaben für (dann auch tatsächlich gelesene) Literatur in meinem Fall auf einen dreistelligen Eurobetrag.

Meine Zweitausrede: Jailbreak und Potential. Das iPad ist eine Self Fulfilling Prophecy, was die kommenden Tablet-Möglichkeiten angeht, und ein guter Teil davon wird via JB umgesetzt werden. Ich verspreche mir einen Heidenspaß von den Tools und Funktionen, die via Cydia und Konsorten kommen werden, und sie werden anders und besser sein als die der kommenden Windows-basierten Tablets. Am Rande und im Bewusstsein der Schwäche des Arguments: Das iPad jenseits des immer stärker abgeschlossenen Gartens Apples einzusetzen, macht Freude und ist ein Korrektiv gegenüber Apples immer restriktiverer Haltung.

Drittausrede

, schlecht übertragbar: Über eben diesen Heidenspaß und die sich dadurch ergebenden Möglichkeiten auf einem Apple-Blog schreiben zu können. Insbesondere über die hoffentlich bald bestehende Möglichkeit, mit Browsern, Readern und VLC auf das iPad-Filesystem lesend und speichernd zugreifen zu können.

Viertausrede

: Ich werde es benutzen. Insbesondere zu Hause – das Mailchecken via iPhone, das morgens die Rechner-Hochfahrerei erspart, ist auf dem iPad einfach bequemer, besser und ebenso schnell. Dazu Feeds, Web, Social Media – auf dem iPhone möglich, auf dem iPad angenehm. Ich erwarte denselben Effekt wie beim iPhone: auch ein Hardcore-„Ich muss nur telefonieren und SMSen“-Nutzer beginnt plötzlich, die praktischen weiteren Tools zu nutzen.

Dazugehörig: Als Bettleser und Nicht-Fernseher muss ich weiterhin gestehen, Bewegtbilder bislang weitgehend verachtet zu haben. Das iPad hat es geschafft, mich trotz analoger Möglichkeiten am Rechner neugierig zu machen auf allerlei exotische Filmangebote via Web – Die Moving Images von archive.org oder der TVU-Player für iPad dürften nur zwei von einigen Video/WebTV-Stöberkisten sein, bei denen ich das Gefühl habe, das richtige Gerät gefunden zu haben.

Was macht mir hingegen Bauchschmerzen? Klar, einmal der Preis – aber ein E-Book-Reader ist mittelfristig fällig, siehe oben. Das iPad bringt die größte Flexibilität in Sachen weiterer Einsatzmöglichkeiten mit. Kommende Android-Tablets halte ich für die Hauptkonkurrenz der Zukunft, möglicherweise auch ein HP-Tablet mit WebOS, aber beide werden – zumindest in ausgereifter Version – einfach noch länger auf sich warten lassen.

Ausgelassen:

die Vereinfachung in Sachen mobiles Netz. Statt UMTS-Stick integrierter Netzzugang, statt Steckdosensuche effizienter Akkugebrauch, der auch bei Dauernutzung einen Achtstundentag übersteht. Weitere Stärken des iPad sind (im Übermaß) bereits im Netz durchgekaut worden. Es sollte dem Gadget- und/oder Apple-Fan dementsprechend problemlos möglich sein, seine persönliche Ausredensammlung für die iPad-Anschaffung zusammenzustellen. Besser dran ist man indes, wenn man statt der Ausreden gute Gründe hat – denn schlussendlich ist das iPad trotz aller Innovation ein klassischer Fall der „ersten Generation“ einer Apple-Geräteklasse. Es wird noch besser kommen.


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