Tiptop: the last march für iPhone im Test

Alexander Trust, den 26. April 2010
iPhone 3Gs
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On 5 heißt das Entwicklerstudio, das sich für Tiptop: the last march auszeichnet. Es ist das dritte Spiel der Independent-Spieleschmiede für iPhone und iPod touch. Angekündigt wird es als geeignet für Fans von Klassikern wie „Lemmings“. Wir haben uns angesehen, ob man die großen Fußstapfen auszufüllen vermag.

Zuerst eines vorweg: Zwar liest man im App Store überall – und Apple hat es auf der Keynote selbst gesagt -, die iPhone-Apps sind grundsätzlich auch auf dem iPad lauffähig. Doch ernsthaft zu gebrauchen sind die wenigsten. Auch Tiptop: the last march fühlt sich auf dem großen Bildschirm ein wenig verloren an. Und wenn man den Inhalt verdoppelt, wird er in Pixeln unkenntlich gemacht. Das geht noch mindestens so lange, bis diverse Entwickler ihre Apps entweder als Hybrid-Versionen veröffentlichen, oder spezielle Ausführungen für das iPad anbieten.

Als ich hörte, dort draußen gibt es ein neues Spiel, dass sich wie Lemmings spielt, dachte ich sofort, dass ist was für mich, und vielleicht auch etwas für die Macnotes-Leser. Die kleinen Wusler waren seinerzeit zwar nicht die ersten Videospielhelden, mit denen ich in Kontakt kam, aber wahrscheinlich diejenige Spezies, die latent am suizidgefährdetsten war. – Wenn bei der Fußballübertragung im Fernsehen der Moderator über scheinbare Nebensächlichkeiten spricht, weiß man, dass die Partie selbst gerade nicht viel zu bieten hat. Bei Tiptop: the last march ist das nicht ganz zutreffend.

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Das Spielprinzip ähnelt dem von Lemmings. Allerdings ist Tiptop wesentlich simpler gestrickt. Anstatt den Touchscreen dazu zu benutzen, Brücken zu bauen, in die Tiefe zu buddeln, oder andere Aufgaben an unsere Spielfiguren zu übertragen, zeichnen wir als Spieler einfach Linien. Linien, die unseren Helden den Weg vorschreiben, entweder als Hilfe zum Drüberlaufen oder als Hindernis, um den Weg zu versperren, oder die Laufrichtung zu ändern. – Ganz so einfach ist es am Ende nicht. Nur Linien zeichnen reicht nicht, denn es gibt Gegner, Hindernisse und andere Widrigkeiten. So verschwinden die gezeichneten Linien nach einer Weile z. B. wieder, oder wir müssen manchmal sogar den Weg der Figuren aufteilen, da es für manche lebendig gewordene Karikatur darum geht, für die anderen im Bunde einen Schalter umzulegen. Besonders anspruchsvoll wird Tiptop aber vor allem durch das Tempo, dass die Spielfiguren an den Tag legen.

Während der Soundtrack nach einer Weile nicht mehr zur Abwechslung beiträgt, haben die Entwickler bei den unterschiedlichen Spielabschnitten saubere Arbeit geleistet. Die Cartoon-Welten sehen sehr schick aus, und die Figuren sollen absichtlich an Helden aus Film und TV erinnern – ob sie wie Dr. House nun fiktiver Natur sind, oder wie Susan Boyle tatsächlich existieren. Darüber hinaus schwingt im Spiel ein latent gesellschaftskritischer Ton mit. Denn die 5 Spielwelten erzählen im Bild und manchen Illustrationen von Problemen der Menschheit, die heute virulant sind. Die Finanzkrise ist nur eine davon, und in den passenden Leveln dazu ist der Menschheit die Farbe ausgegangen, weil sie schlicht „zu teuer“ ist. Entsprechend wandeln wir in Zeiten der Wirtschaftskrise durch Schwarz/Weiß-Welten in Tiptop.

Fazit

Die Aufmachung von Tiptop: the last march ist ein Hingucker. Das Spielprinzip ist auch kein schlechtes. Den Charme von Lemmings kann der Titel aber nicht vermitteln. In meinen Augen ist das Spiel nicht dazu geeignet, dauerhaft die Motivation hoch zu halten. Ich hätte mir mehr Bauelemente gewünscht, und auch die Spielgeschwindigkeit sorgt dafür, dass nicht jeder auf Anhieb seine Freude haben wird. Dafür ist nämlich der iPhone-Bildschirm einfach zu klein, um bei dem Tempo ohne Übung immer im Tritt zu bleiben. Aber das muss ja nicht für alle ein Nachteil sein. Eine Lite-Variante dieses Spiels, das erst seit kurzem im App Store zu haben ist, gibt es aktuell noch nicht.


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Testergebnis

URS: 6,5 von 10
6,5