Test: N.O.V.A. für iPhone
Alexander Trust, den 18. Dezember 2009Gamelofts neuer SciFi-Ego-Shooter ist – das streitet der Hersteller nicht ab – eine Hommage an den großen Konkurrenten HALO. Um mit Spielen erfolgreich zu sein, die im Schatten großer Konkurrenz stehen, muss man selbst gute Arbeit leisten. Wir verraten euch, ob Gameloft bei N.O.V.A. – Near Orbit Vanguard Alliance alles richtig gemacht hat.
N.O.V.A. ist nun zwei Tage im App Store und ungefähr so lange habe ich benötigt, das Spiel von vorne bis hinten durchzuspielen. Natürlich bin ich nicht der Maßstab, doch während Gameloft in Paris davon sprach, dass der Storymodus vielleicht eine Handvoll Stunden Spielspaß bieten könnte, sind es für manche Leute wie mich, die weniger schnell und vielmehr erkundend durch die Welten eines First Person Shooters streifen dann noch mal deutlich mehr Stunden, die man damit zubringen kann.
Space Opera
In der Vorschau hatte ich bereits angedeutet, dass Gameloft für diesen Titel viele Ressourcen darauf verwendet hat, die Hintergrundgeschichte möglichst gut in Szene zu setzen. Das ist ihnen gelungen. Immer wieder sorgen kleine in-game Einspieler dafür, dass die Situation aufgelockert wird oder aber man wird von Prometheus und anderen per Funk darüber aufgeklärt, was hier eigentlich geschieht. Wider unseren Willen, weil wir ja eigentlich vom Dienst zurückgetreten waren, müssen wir als Marine-Soldat das mysteriöse Verschwinden eines Raumschiffs erkunden.
Mit zur Space Opera gehört, dass wir möglichst viele, verschiedene Schauplätze gezeigt bekommen. Das Auge ist dankbar für die Abwechslung, die auch in spielerischer Form auftritt. Minispiele derart, dass wir Munitionskisten nur geöffnet kriegen, wenn wir einen Laserstrahl mit Hilfe von Spiegeln und Verstärkern so weiterleiten, dass alle Empfänger mit Licht versorgt werden sind nur ein Teil des großen Ganzen. In einem anderen Minigame müssen wir farbige Kugeln auf Kreisförmigen Platten so zueinander bewegen, dass sie eine Reihe bilden, dabei dürfen aktive grüne nie mit roten in einer Reihe stehen.
Auf dem Außendeck des Raumschiffs erwartet uns manchmal ein Asteroidenhagel, der von uns verlangt, den entgegenkommenden Brocken auszuweichen. Und in der schneeverwehten Berglandschaft, in der wir uns zwischendrin auch aufhalten, werden wir vor die Herausforderung gestellt, weil ein Sturm aufzieht, uns fast blind durch die Gegend zu steuern. Einziger Orientierungspunkt sind rote Lampen, die in dem grau-weißen Dickicht noch durchschimmern. In dieser Passage wird der Spieler dann von plötzlich auftauchenden Gegnern überrascht. Kleine Plattform-Einheiten, in denen wir uns mit Einsatz der Sprungtaste von A nach B manövrieren müssen, stellen manchmal ebenfalls eine Abwechslung dar. Besonders schwierig wird es dann, wenn sich zwischendrin immer wieder Aliens und Roboter uns in den Weg stellen, die das Fortkommen auf engstem Raum noch schwieriger machen. Nicht zuletzt gibt es manchmal Passagen, an denen z. B. Elektroschranken oder austretende, heiße Dämpfe von uns erfordern, im richtigen Zeitpunkt an ihnen vorbei zu laufen. Genügend Abwechslung also, die sich dem Spieler im Verlauf bietet, ganz so, wie Gameloft es angekündigt hatte.
Gegner und Waffenarsenal
Man hat im Vorfeld von Bossgegnern gesprochen – es gibt sie und sie zu erledigen erfordert nicht pure Waffengewalt sondern seicht strategische Herangehensweise. Gameloft hat versucht bei N.O.V.A. ein breites Spektrum an unterschiedlichen Gegnertypen anzubieten. Über die einzelnen Episoden hinweg, werden diese nur in der Form variiert, dass sie andersfarbige Kostüme erhalten und ein wenig stärker im Nehmen sind, ihrem Typus aber weiterhin entsprechen. Gameloft fällt nicht mit der Tür ins Haus, und einige der Spezies bzw. Roboter werden einem erst relativ spät im Spiel präsentiert. Tatsächlich hat man es mit sehr unterschiedlichen Typen zu tun. Es reicht hier nicht, immer die möglichst dickste „Wumme“ im Anschlag zu haben und drauf los zu ballern, was das Zeug hält. Das hat oftmals eher das eigene Ableben zur Folge.
Die Bandbreite an Waffen, die dem Spieler zur Verfügung steht, sollte unbedingt ausgenutzt werden. Das Scharfschützengewehr leistet gute Dienste gegen vor allem größere Gegner oder solche, die gleichsam aus der Entfernung schießen. Sogar Scharfschützen gibt es vereinzelt, die von Türmen aus auf uns zielen. Man zieht oft den Kürzeren, wenn man versucht, sie nicht mit gleichen Waffen zu schlagen. Wichtig ist außerdem, sich entweder gut zu verstecken, oder aber ständig in Bewegung zu bleiben. Wer sich auf dem Präsentierteller anbietet, der wird verspeist, auch wenn er dort im Glauben stand, dass er mit dem Raketenwerfer alles und jeden „platt“ machen kann. Von anderen Gameloft-Action-Titeln kennt man bereits die Möglichkeit an stationären MGs zu hantieren oder Passagen, bei denen man vom Auto aus schießen kann (Terminator – Die Erlösung oder Modern Combat: Sandstorm lassen grüßen).
Grafische Oberklasse gepaart mit Hörgenuss
Nutzer der neusten Gerätegeneration kommen in den Vorteil, den Horizont noch weiter abgezeichnet zu sehen. Sie werden außerdem einige Effekte mehr erleben können und darüber hinaus keine von den (dezenten) Rucklern erleben, die auf dem iPhone 3G oder älteren Geräten selten auftreten. Alle hier gezeigten Screenshots stammen vom iPhone 3G. Es wird immer dann eng für die ältere Hardware, wenn eine Umgebung besonders viel anbietet, wie beispielsweise der Dschungel mit rauschenden Wasserfällen, die zudem Dampf aufsteigen lassen beim Auftreffen auf dem Grund, sich bewegendem Wasser unter den Füßen, Vogelgezwitscher zusätzlich zu der Hintergrundmusik und so fort. Wenn dann noch Gegner herannahen, die in der Gruppe auftreten, wird es schon mal ein wenig eng. Genauso in manchen Zwischensequenzen, die durch eine Fülle von Details bestechen, die das Gerät aber an seine Grenzen führen. Im Test ist unser iPhone 3G ein einziges Mal abgestürzt und wir wurden auf den Homescreen entlassen. Gameloft skaliert also die Effekte und die Sichtweite, nicht aber die restlichen Spielelemente. Die Vorgehensweise ist schlüssig, weil man z. B. nicht verlangen kann, dass auf dem iPhone 3G weniger Gegner zum selben Zeitpunkt sich auf den Spieler einlassen, anders als in Rennspielen, wo die Anzahl der konkurrierenden Fahrzeuge ja durchaus auf der älteren Hardware dezimiert wird. Das würde bei einem Shooter in der Tat ein anderes Spielerlebnis zur Folge haben.
Die Grafik ist zudem farbenfroh in manchen Episoden. Die Schauplätze – es gibt insgesamt 12 Spielabschnitte in 5 unterschiedlichen Umgebungen – sind sehr abwechslungsreich gestaltet, mit Höhenunterschieden hier und dort. Ebenfalls stimmig ist die von Gameloft arrangierte Musik. Sie hilft, die Atmosphäre zu vermitteln und es gibt auch hierbei genügend Varianz. In actionreichen Abschnitten spielen schnellere Töne, während in Erkundungspassagen die Musik beruhigend oder ausgeglichen wirkt. Dies kann aber von jetzt auf gleich umschlagen und passt sich prima ins Spielgeschehen ein.
Steuerung und Multiplayer
Gameloft bietet 3 unterschiedliche Steuerungsoptionen an, die aber allesamt keine Kontrolle über den Bewegungssensor vorsehen, sondern ausschließlich über virtuelle Steuerungsknöpfe funktionieren. Das tut dem Spiel keinen Abbruch. Von diesen Möglichkeiten abgesehen, kann man im Spiel selbst im Pausenmenü sogar die Objekte (meist Feuerknöpfe) frei am Bildschirm verschieben. Jeder kann also den Feuerknopf dort ablegen, wo er mit dem rechten oder linken Daumen (es gibt eine Linkshänder-Option) am häufigsten aufliegt, oder den Schieber zum Waffe-Wechseln oder Nachladen. Personen mit langen Fingern könnten den Feuerknopf also entsprechend weiter in die Mitte legen. Merkwürdig ist nur, dass man diese Option nicht auch direkt aus den Einstellungen im Hauptmenü aufrufen kann. Dieser „Luxus“ sollte meiner Meinung nach aber bei anderen Herstellern Schule machen.
Zu den Mehrspieleroptionen kann man sagen, dass es lokal die Möglichkeit gibt via Bluetooth oder WiFi-Verbindung zu spielen. Ebenfalls über die Onlineanbindung mittels WLAN kann man über den proprietären Service Gameloft Live Partien mit Spielern auf der ganzen Welt ausführen. Wer sich ein Mal für den Dienst registriert hat, kann ihn in allen Gameloft-Spielen nutzen, die ein Onlinespiel anbieten. Bei N.O.V.A. gibt es aktuell nur den Mehrspieler-Modus Deathmatch. Bei Modern Combat hingegen auch den des Team Deathmatch. Vielleicht liefert Gameloft diesen in einem Update noch nach. Grundsätzlich klappt die Onlinespielerei. Was dem Ganzen auf jeden Fall fehlt ist ein vernünftiges Matching-System, weil man aktuell Anfänger und Profis in einen Topf steckt und auch eine Anzeige für die Verbindungsqualität des Gegenübers fehlt an der richtigen Stelle. Hat man sich ein Mal für eine Partie mit bis zu 4 Spielern entschieden, kann man innerhalb dann erst im Pausenmenü sehen, welchen Ping die Mitspieler haben. Dieser bereitet ein bisschen Kopfschmerzen, denn im Test haben wir keine Werte unter 120 feststellen können. Das ist für ein Spiel im WLAN ist „okay“, doch 200 oder auch noch mehr sind aktuell eher die Regel denn die Ausnahme. Man kann sich darüber hinaus die Spielfigur aussuchen, allerdings steht bislang nur die N.O.V.A.-Rüstung in einer Handvoll Farben zur Auswahl.
Fazit
N.O.V.A. – Near Orbit Vanguard Alliance hat mich unterhalten, es hat mich fast restlos überzeugt. Schade ist, dass Spieler mit älterer Hardware leichte Einbußen hinnehmen müssen und sich hier und da Rucklern ausgesetzt sehen. Auch die Möglichkeiten des Onlinespiels sollten seitens Gameloft noch mal überarbeitet werden, vor allem damit ordentliche Verbindungszeiten auch Profispielern den Spaß nicht verderben, aber darüber hinaus muss man Anfänger und Profis mit vernünftigem Matching auseinanderhalten können. Ansonsten sind Grafik und Sound top, die Steuerungsvarianten ebenfalls und der Luxus, dass man die Buttons beliebig auf dem Display verschieben kann auch. Trophäen und die Möglichkeit, die Levels einzeln noch mal nachzuspielen, falls man sie bereits freigespielt hat, runden den insgesamt sehr guten Gesamteindruck ab. Eine Lite-Variante gibt es aktuell noch nicht.