Test: ACE COMBAT Xi für iPhone

Alexander Trust, den 6. Dezember 2009
Ace Combat Xi: Skies of Incursion
Ace Combat Xi: Skies of Incursion, Screenshot

Namco Networks Amerika is proud to present… so oder so ähnlich konnte man sich das die Ankündigung. Wie stolz man auf die Action-Flugsimulation seitens Namco tatsächlich sein darf, die grafisch angeblich Maßstäbe setzen soll, haben wir versucht im Test heraus zu bekommen.

Das Spiel bietet nicht die Option an, über das Display zu steuern, sondern bedarf für die Lenkung zwingend immer des Bewegungssensors. Als Anfänger hat man die Möglichkeit, über einen Autopilot-Button die eigene Fluglage zu korrigieren und steuert zudem den Flieger aus der Außenansicht. Als Profi würde man aus dem Cockpit heraus steuern und könnte die Lage nicht auf Knopfdruck in Ordnung bringen. Ganz wichtig! – Ehe man ein allererstes Spiel wagt, ist es notwendig, in den Optionen die Steuerung zu kalibrieren. Man läuft sonst Gefahr in der Position am Schreibtisch ständig in den Himmel zu fliegen, wenn man das iPhone nicht gerade in besonders komischem Winkel halten möchte. Schade ist außerdem, dass das Spiel sich die Einstellung nicht merkt, wenn man zum Spielstart zwischen Anfänger- und Profi-Modus auswählen muss. So ist man bei jedem Programmstart aufs Neue gezwungen, die Auswahl zu treffen. Neben der Anfänger- und Profisteuerung, bietet das Spiel darüber hinaus noch drei Schwierigkeitsgrade, von denen der dritte allerdings erst freigeschaltet wird, sobald man die Missionen in der normalen Herausforderung absolviert hat.

Kauf mich

Namco bietet den Kauf von zusätzlichen Spielinhalten im Spiel an. Wer mehr als die drei angebotenen Kampfjets fliegen möchte, der muss dringend für je 79 Cent weitere Flugzeuge kaufen. Doch ehe man den In-App-Kauf wagt, sollte man sich zunächst lieber an dem Probieren, was die App standardmäßig in petto hat. In der Form, wie Namco es bei ACE COMBAT Xi anbietet, ist es in meinen Augen weder ein Nachteil für die Spieler noch eine Frechheit, wie man schon in einigen Kommentaren im App Store lesen kann. Denn Spieler können mit dem vorhandenen Material an Kampfjets durchaus im Spiel bestehen, sind also gar nicht gezwungen, zusätzliche Flugzeuge kostenpflichtig zu erwerben.

Hochgelobt

In der eigenen Presseerklärung zur Veröffentlichung schrieb Namco Networks America davon, dass man die Grafik für iPhone-Verhältnisse ans Limit bewegt habe. Dafür setzt man auf Technik von CRI Middleware. Bei meinen „Test“-Flügen habe ich erkennen können, dass eine Engine im Einsatz ist, die durchaus sehr ordentliche Ergebnisse abliefert. Besonders die Vielfalt an Objekten ist zu loben – von der man indes nichts hat, wenn man über dem offenen Meer fliegt. Je besiedelter die Gebiete allerdings sind, über die man fliegt, desto mehr kann man sich eine Vorstellung davon machen, was Namco vielleicht meinte. Dazu kommt, dass besonders die gegnerischen Objekte wie Kampfjets, Panzer oder Flugzeugträger und Landungsboote eher sehr schlicht modelliert sind. Prinzipiell ist die Grafik nicht so viel besser als alles, was es vorher gab, dafür aber äußerst flüssig, zumindest wenn man das Spielgerät vorher neugestartet hat. Es ist ein leidiges Thema – die Speicherverwaltung und ihre Nachwehen. 2 SMS getippt und aus dem Flugspaß wird ein Zeitlupenfiasko, bei dem der Ton hängt, sobald man in die Nähe des Gegners kommt. Das ist sehr sehr schade.

High Velocity

Nimmt man die Triebwerkstöne noch mit dazu und spielt ein wenig mit dem Schubregler herum und neigt das iPhone gerade in solchen Momenten, da besonders viele Objekte in der Gegend zu sehen sind, auch bewegliche, dann bekommt man durchaus das Gefühl von Geschwindigkeit vermittelt, was notwendig ist in so einem Genre. In der Außenansicht erkennt man, wie der Jet sich wegdrückt und die Turbinen feuern, sobald man auf den Schub-Button tippt. Ich bin durchaus angetan von der Beweglichkeit dieses Fliegers und auf den ersten Blick würde ich behaupten, dass sie Gamelofts Umsetzung von Tom Clancy’s H.A.W.X., die ich ja bereits in Paris anspielen konnte, zumindest in diesem Punkt überlegen ist, grafisch aber wahrscheinlich nicht so gut wegkommt. Sehr bescheiden klingt dagegen das Maschinengewehr, fast ein wenig, als würde man die Plastiklamellen eines Ventilators mit irgendeinem Gegenstand penetrieren.

Quo vadis?

Die Bewegungssteuerung verfügt über eine Standardeinstellung. Natürlich lässt sie sich kalibrieren, doch in der Empfindlichkeit nicht weiter einstellen. Es ist also Gewöhnungssache und Übung, die zum Erfolg führen kann – Namco begibt sich hier aber auf ganz dünnes Eis. Viele Käufer werden an diesem Punkt sagen, dass der Titel bei ihnen durchfällt. Ob man als Hersteller eine „Idee“ von etwas hat, ist insgeheim weniger wichtig. Viel bedeutsamer ist, die Bedürfnisse des Marktes zu bedienen. Hätte man eine Steuerung über virtuelle Buttons eingebaut, die darüber hinaus noch funktioniert, hätte man selbst gleich einer ganzen Gruppe von potenziellen Nörglern den Wind aus den Segeln nehmen können. Doch dazu reicht der Weitblick beim Hersteller offenbar nicht. Der Bewegungssensor ist nicht jedermanns Freund, obwohl es den Anschein hat, dass dieses Feature selbst in einer vollkommen „verbugten“ Variante noch immer das Tüpfelchen auf dem „i“ darstellen muss.

Freiflug

Es gibt Kampagnen, die man fliegen kann, deren einzelne Missionen eingebettet sind in eine Handlung. Erzählt wird eine Hintergrundgeschichte, die gut auch analog zu manchen Geschehnissen auf der Welt interpretiert werden kann – man stelle sich einen Staat in Eurasien vor, in dessen Dunstkreis kriegerische Streitigkeiten ausgefochten werden und wir die Invasoren an ihrem Einmarsch hindern müssen. Wir bekommen es nicht immer nur mit fliegenden Kontrahenten zu tun, sondern werden auch mit stationären und beweglichen Zielen am Boden und auf dem Wasser konfrontiert und müssen entsprechend agieren. Hier ist es in der Tat so, dass ich mir manchmal gewünscht habe, es gäbe die Möglichkeit via Tippen den Flieger zum vertikalen 180- oder 360-Grad-Turn zu bewegen oder auf virtuellen Tastendruck den eigenen Kampfjet sich in der horizontalen um die eigene Achse drehen zu lassen. Zwei Manöver, die sehr gut dazu geeignet sind, gegnerischem Beschuss und Raketen auszuweichen.

[mn-youtube id="OODgvREOVRk"]

Die Flugzeuge, die wir zu Beginn einer Mission auswählen verfügen über entsprechende Werte im Kampf Luft-Luft und Luft-Boden. Darauf sollte man einen Blick werfen, da man die Wahl des Fliegers nach dem Mission-Briefing trifft, das insgesamt eher unspektakulär ausfällt. Text, der auf einem Bildschirm eingeblendet wird. Keine Sprachausgabe an dieser Stelle, wohl aber im Spiel selbst einige Fetzen Funk. Als Alternative zum Story-Modus gibt es die Option „Freie Mission“, die jedoch erst im Verlauf des Spiels praktikabel wird. In ihr lassen sich die bereits bestandenen Missionen frei erkunden und spielen, jeweils in drei Schwierigkeitsgraden. Ganz zu Anfang steht dort also noch nichts zur Wahl. Obendrein spielt übrigens der Faktor Zeit eine Rolle. Je nach Schwierigkeitsgrad haben wir eingeschränkt Zeit, um das Missionsziel zu erfüllen. Schaffen wir es nicht, bis dahin alle Ziele auszuschalten, können wir im Anschluss die Mission noch mal spielen (oder ins Hauptmenü wechseln).

Fazit

Ich bin verblüfft wie flüssig ACE COMBAT Xi auf dem Gerät läuft, wenn es denn einmal läuft. Ein Neustart ist dringend anzuraten. Die Technik (Criware Mobile) ist ordentlich, aber durchaus nicht der Meilenstein, den Namco angekündigt hatte. Die Action-Fliegerei sieht gut aus und wird Fans des Genres mit Sicherheit Spaß machen. Was Namco den Spielern allerdings vorenthält ist ein Multiplayermodus. Da ich die Spiele natürlich immer persönlich bewerte, und eher zu der geduldigeren Sorte Spieler gehöre, die der Bewegungssteuerung genug Zeit einräumt, sich an sie zu gewöhnen, kann ich guten Gewissens 4 von 5 Macs verteilen. Ich finde es durchaus auch geschickt von Namco, den Titel preislich etwas günstiger anzubieten, dafür aber Spielinhalte extra anzubieten. Hätte man sonst ein Spiel wie dieses in der höchsten Preisklasse angesiedelt, hätte man das Preis-/Leistungsverhältnis bemängeln müssen. Für derzeit 3,99 Euro kann man indes nicht meckern. Zumal es durchaus einige Missionen zu spielen gibt. Feinde der Bewegungssteuerung sollten aber trotzdem eher einen Bogen um das Spiel machen.

Update:

Nachdem ich den Test von Tom Clancy’s H.A.W.X. abgeschlossen habe, entschied ich mich dazu, ACE Combat Xi nachträglich abzuwerten.


Ähnliche Nachrichten

Testergebnis

URS: 6,8 von 10
6,8