Tweetie 2 im Test: Twitterclient für iPhone mit kleinen Schönheitsfehlern
kg, den 12. Oktober 2009Tweetie, einer der beliebtesten Twitter-Clients für iPhone und iPod touch, wurde am Wochenende mit Version 2 einem großen Update unterzogen. Neu dabei ist unter anderem Timeline-Caching, ein neues Design und die Unterstützung für den Landscape-Modus. Wir haben uns Tweetie 2 für euch genauer angeschaut und verraten, was die Twitter-App so kann.
Grundfunktionen
Wie schon der Vorgänger hat Tweetie alles, was man für den Hausgebrauch nötig hat: Suchfunktion, Fotoupload, Geotagging, Verwaltung von mehreren Twitter-Accounts in einer App, sowie grundlegende Twitter-Funktionen sind dabei.
Die Oberfläche
Eines fällt beim ersten Blick auf Tweetie 2 direkt auf: Das Design ist komplett überarbeitet worden. Statt organischen Formen und netten Effekten bietet Tweetie 2 ein etwas aufgeräumteres Bild, ohne dabei aber auf kleine Details zu verzichten. Konversationen werden ähnlich wie in der iPhone-SMS-App gebündelt angezeigt, anstatt wie bisher jede Direktnachricht einzeln darzustellen. Die neue Oberfläche ist gewöhnungsbedürftig und für Nutzer der älteren Tweetie-Version eine deutliche Umstellung – zumal das optionale dunkle Theme der alten Version komplett entfernt wurde und für einigen Unmut sorgen dürfte. Wer mit der neuen Oberfläche zurechtkommt, hat es gut – für uns ist sie in weiten Teilen unübersichtlicher und komplizierter als in der alten Tweetie-Version.
Tweet-Cache, Landscape-Modus, mehr Funktionen
Eine wichtige neue Grundfunktion ist der Tweet-Cache. Bisher wurden bei jedem Neustart von Tweetie die Timeline-Nachrichten komplett neu heruntergeladen. Tweetie 2 sichert nun die Nachrichten so ab, dass sie nach einem Programmwechsel noch vorhanden sind – maximal 200 Nachrichten werden so im Zwischenspeicher behalten, ohne dass eine Netzverbindung nötig ist. Offline können die Tweets nicht nur gelesen, sondern auch auf die Favoritenliste gesetzt werden, Links bei Instapaper abgespeichert und Tweets dank „Drafts“-Option auch vorbereitet werden. Synchronisiert wird alles, sobald es wieder eine Netzverbindung gibt. Vorgeschriebene Tweets können auch zu Birdhouse gesendet werden.
Beendet man die App auf Grund eines Telefonanrufs o.Ä., landet man bei einem Neustart direkt an der Stelle, wo man sie verlassen hat.
Bisher musste man beim Klick auf Links immer die Hochformat-Ansicht nutzen, Tweetie 2 setzt jetzt auf vollständige Integration des Landscape-Modus, der aber optional konfiguriert bzw. komplett abgeschaltet werden kann.
Merklich umfangreicher sind die Optionen beim Schreiben und Posten eines Tweets geworden. Bisher gab es lediglich die Option, ein Bild anzuhängen sowie einen Geotag hinzuzufügen. Nun kann man auch nach Usernamen suchen, eine Liste von aktuell in Benutzung befindlichen Hashtags ist ebenso verfügbar – so entfällt das ständige erneute Eintippen eines Hashtags. Und auch die URLs können einfach gekürzt werden. Bisher gab es oft Probleme, wenn die zu kürzende URL länger war als die maximale Zeichenanzahl bei Twitter.
Die bisher eher schmale Auswahl an Fotodiensten, die sich mit Tweetie nutzen lassen, wurde aufgestockt. So kann man nun z. B. img.ly und Posterous als Plattform nutzen, wer es ganz speziell haben will, kann auch einen beliebigen API-Endpunkt auswählen und so beliebige Services hinzufügen. Nach wie vor gelingt es mit der Tweetie-iPhone-App aber nicht, die mitgetwitterten Bildtitel direkt mit eintragen zu lassen. Auch die URL-Verkürzer-Liste ist länger geworden.
Versteckt, aber vorhanden: Ein Übersetzungstool. Es übersetzt Tweets aus verschiedenen Ausgangssprachen in die jeweilige iPhone-Systemsprache. Die Übersetzung ist zwar nicht perfekt, reicht aber, um bei fremdsprachigen Tweets ungefähr herauszufinden, worum es geht.
Zusätzlich sind über Tweetie 2 nun auch einige Webdienste direkt erreichbar: Wer häufiger mal checkt, welche Tweets auf die Favoritenliste anderer Nutzer gekommen sind, kann dies z. B. mit Favstar.fm und Favrd tun, Spammer lassen sich mit Tweet Blocker bekämpfen.
Wer TextExpander touch nutzt, kann dies auch mit Tweetie tun: TextExpander ist voll integriert, so kann man seine gewohnten Shortcuts auch beim Twittern nutzen.
Ein kleines Detail, das Nutzer von Identi.ca freuen wird: Wenn man beim Einrichten eines Accounts die API-Einstellungen ändert, lässt sich Tweetie auch mit identi.ca nutzen. Einfach beim Setup auf das kleine Rädchen klicken und als API Root http://identi.ca/api angeben. Offiziell unterstützt ist die Implementation wohlgemerkt nicht. Zu beachten ist aber eines: Richtet man Twitter- und identi.ca-Account mit dem gleichen Usernamen und dem exakt gleichen Passwort ein, kann es zu unerwünschten Kollisionen kommen und die App aus der Bahn werfen. Nicht ohne Grund ist die identi.ca-Option nur inoffiziell dabei.
Die andere Seite der Medaille
Die neuen Funktionen von Tweetie 2 sind das eine, die Bedienungsfreundlichkeit allerdings das andere, die den Notenschnitt wieder ein ganzes Stück drückt. Zwei Tage lang ist die App nun bei uns im Dauereinsatz, trotz der neuen Features konnte sie uns aber nicht vom Hocker reißen.
Grund hierfür ist die Unübersichtlichkeit der Menüführung: Es gibt schlicht zu viele Reiter und Icons, auf die geklickt werden kann, und so gestaltet sich die Suche nach bestimmten Funktionen recht kompliziert. Manchmal braucht es mehrere Klicks, um eine Aktion durchzuführen. Ein Beispiel: Bisher bekam man bei der Geotagging-Funktion direkt einen verkürzten Link, jetzt muss man den generierten Google-Link noch manuell kürzen.
Per Doppelklick auf den Direktnachrichten-Reiter lassen sich alle Nachrichten als gelesen markieren, nicht aber @-Replies und die normale Timeline – dabei wär es genau dort angebracht. Und oft ist es uns passiert, dass wir uns in Nutzerprofilen und weiterführenden Links „verlaufen“ haben. Manchmal ist weniger doch mehr, und so ist die vielbeschworene Userexperience bei Tweetie 2 ein Rückschritt.
Auch fehlt die eigentlich erwartete Push-Funktionalität, wie sie bei Clients wie Echofon vorhanden ist. Ob sie in naher Zukunft noch nachgereicht wird, muss man abwarten, ist aber ein klarer Nachteil gegenüber den Konkurrenzclients.
Ebenso hat Entwickler Loren Brichter darauf verzichtet, statt auf Angabe von Nutzernamen und Passwort in den Einstellungen auf OAuth zu setzen. Warum das so ist, konnte man bereits im Februar im Firmenblog lesen: Zum einen ist OAuth aus Entwicklersicht noch zu unausgereift und lässt sich immer noch austricksen, zum anderen erfordern einige der angebundenen Dienste das Passwort, so dass es nicht reicht, OAuth zu nutzen.
Fazit
In Sachen Funktionsspektrum ist Tweetie 2 definitiv ganz vorne dabei, nur was die Bedienung angeht, muss man sich beim Wechsel von Tweetie 1 auf die neue Version stark umgewöhnen und Nachteile in Kauf nehmen. Überrascht waren wir, dass das Update nicht wie erwartet kostenlos war, sondern man die App neu kaufen musste. Wer ein großes Funktionsspektrum benötigt, für den ist Tweetie 2 erste Wahl, wer aber bisher mit der alten Version von Tweetie gut klargekommen ist und auf großen Schnickschnack verzichten kann, für den lohnt sich das Update nicht.