Apple lehnt „politisch befrachtete“ App ab
rj, den 30. September 2009iSinglePayer ist eine App, die sich kritisch mit dem US-Gesundheitssystem auseinandersetzt. Sie bietet neben Informationen zu Kosten und Leistungen des Gesundheitssektors der USA im internationalen Vergleich auch Auskünfte über Lobbyistenspenden an Abgeordnete und die Kontaktdaten der zuständigen Politiker an. Weil sie „politisch befrachtet“ sei, erfolgte die Ablehnung im App Store.
Bisherige Ablehnungen ließen sich noch mit dem gern gepflegten Saubermann-Image Apples erklären, im Fall von iSinglePayer fällt es schwerer, über das Vorgehen Apples hinwegzusehen. Denn die werbe- und kostenfreie Applikation dient in erster Linie dazu, Bürger aufzuklären – über die Kosten des Gesundheitssystems in den USA, die Beeinflussung des Gesetzgebers durch Lobbyisten und nicht zuletzt der Partizipation am politischen Geschehen – der zuständige Kongressabgeordnete des Users wird von der App via GPS-Ortsbestimmung ermittelt und angegeben.
Damit macht die App schlicht öffentliche und relevante Informationen themenbezogen zugänglich. Zuviel politischer Zündstoff, befand hingegen Apple und ließ die App nach einer ungewöhnlich langen Prüfungsphase abblitzen. Womit man sich nicht mehr nur in der Definition dessen hervortut, was einem iPhone-Nutzer sittlich zumutbar ist, sondern auch, wieviel politische Partizipation eine iPhone-App erlauben kann und wie kritisch diese ausfallen darf.
Entwickler Floatopian versucht nun, die App über einen kritischen Abgeordneten erneut einreichen zu lassen und weist darauf hin, dass Apple in Bezug auf politische Inhalte von Apps nicht allzu empfindlich ist, kommen sie von „offiziellen“ Vertretern der Branche – denn selbstredend wurde der US-Wahlkampf auch mit iPhone-Apps geführt. Wozu Apple auch steht – wenn eine App den „offiziellen Support eines Politikers“ hat, ist sie annehmbar. Das Problem der Floatopian-App sei, dass sie eben von einem unabhängigen Entwickler stamme.
Dass die Politik demnach das Recht haben soll, sich durch iPhone-Apps politisch zu betätigen und die Bürger nicht, ist schlimm genug – immerhin wird so eine Schlussfolgerung unwahrscheinlich, die man ansonsten angesichts der (zugelassenen) Wahlkampf-App der SPD hätte ziehen können: dass diese mit Politik und Partizipation eben nichts zu tun hatte.