Brian Enos Trope: Ambient-App für iPhone, reloaded
rj, den 22. September 2009An „Bloom“ schieden sich bereits die Geister, beim zweiten iPhone-Werk des Ambient-Masterminds Brian Eno wird es nicht anders sein. „Trope“ sei „dunkler“ und „introspektiver“ als Bloom, das Prinzip bleibt jedoch dasselbe – automatisch oder per Touchscreen-Eingaben werden mehr oder minder zufällige, minimalistische Klangcollagen in verschiedenen Moods erzeugt, die von Bildeffekten untermalt werden.
Es ist schwierig, ein Statement zum zweiten Streich Enos abzugeben, das zum einen die potentiellen Fans erreicht und zum anderen die potentiellen Nichtfans nicht zu einem Fehlkauf verleitet. Brian Enos Zitat zur App bringt das Dilemma auf den Punkt:
„Trope ist eine andere emotionale Erfahrung als Bloom – privater und atmosphärischer. Trope zeigt, dass generative Musik als neueste Form von Sonema eine sehr breite Stimmungspalette ansprechen kann.“
Brian Eno
Was an die beschriebene App selbst erinnert: man kann viel reininterpretieren, man kanns aber auch als Unsinn abtun. Wer kein Faible für meditative Musik hat, sollte dringendst die Finger von Trope lassen. Aber mit einer gewissen Affinität zu recht aleatorischen, repetetiv-minimalistischen Klängen wird man Trope das eine oder andere abgewinnen können.
Dazu sollte man auf jeden Fall die ordentlichen Kopfhörer aufziehen. Mit vielen Klangfarben trumpft Trope nicht auf, diese sollten aber mit besserem Gerät als dem iPhone-Lautsprecher gehört werden. Bevorzugt natürlich in-Ear, zur Abschirmung störender Umweltgeräusche.
Anschließend spielt Trope seine atmosphärischen Töne – weitgehend jenseits von Tonleitern und Rhythmen, dennoch durch Langsamkeit und sparsamen Klangeinsatz auf recht harmonische Weise. Musik für Wellnessbereiche. Der Zuhör-Modus ist naturgemäß der „entspannendere“ aber auch im „Komponieren“-Modus scheint Trope eigenmächtig in die Klang- und Farbspielereien des Nutzers hineinzuklimpern.
Subjektives Fazit
Trope überzeugt mich nicht wirklich, auch wenn ich an minimal music gelegentlich meine Freude habe – zu eintönig und dennoch beliebig plätschert es vor sich hin. (Obgleich der „Maniac Mode“ des nicht ganz ernstgemeinten Artikels zum Vorgänger nun umgesetzt wurde…) Wie beim Vorgänger „Bloom“ lassen sich die Unterschiede der verschiedenen „Moods“ nicht gerade leicht heraushören. Anlässe, den Kopfhörer aufzuziehen und „Trope“ zu hören, fallen mir persönlich wenige ein – wer meditativ veranlagt ist, wird diese Kritik selbstverständlich nicht teilen. Generell jedoch ist ein konzeptioneller Unterschied zu „Bloom“ nicht zu erkennen und scheinen die drei Euro, die Eno für die zweite Auflage der iPhone-Meditationsmucke verlangt, nicht recht passend – an sich ginge Trope auch als Update für Bloom durch.