iPhone-Tarife weltweit: Das zahlen die Anderen

mz, den 21. September 2009
iPhone 3GS schwarz (Vorderseite)
iPhone 3GS schwarz (Vorderseite), Bild: Macnotes

Schon lange vor der aktuellen Debatte über die zusätzlichen Tethering-Gebühren bei T-Mobile gab es viel Kritik an den hohen monatlichen Kosten in den iPhone-Tarifen. Doch wieviel bezahlen eigentlich die iPhone-Kunden in anderen Ländern? Wir haben uns einmal in der Welt umgeschaut und haben Erstaunliches entdeckt.

In den meisten Ländern, in denen es das iPhone bisher gibt, wird es exklusiv von einem Provider vertrieben, der dadurch entsprechend das Monopol inne hat und die Preise frei gestalten kann. Es gibt aber auch Ausnahmen; in einigen Ländern erlaubt die Rechtslage die Monopolisierung eines Handy-Angebots nicht. Dort gibt es massiv günstigere Handytarife, die sich individuell mit dem vertragsfreien iPhone kombinieren lassen. Hier einige Beispieltarife mit Preisen für das iPhone 3GS mit 16GB.

Hongkong

Der Mobilfunkmarkt in Hongkong ist einer der liberalsten der Welt, das iPhone 3G wird hier üblicherweise ohne Vertrag verkauft und kostet im offiziellen Apple-Store etwa 400€. Das iPhone 3GS ist mit 16GB für 480€ zu haben, das 32GB-Modell schlägt mit 560€ zu Buche.

Einen passenden Tarif gibt es beispielsweise beim Provider 3. Für 100MB Datenvolumen und 400 Freiminuten in alle Netze sowie 600 sogenannte „Heart-to-Heart“ Minuten – also Gespräche zwischen drei 3-Kunden – werden 12,35€ fällig. Der größte Tarif mit uneingeschränkter Datenflatrate, 2000 Freiminuten, 50 MMS und 40SMS sowie 1500 Heart-to-Heart Minuten kostet knapp 36€ im Monat.

Besonderheiten: In Hongkong herrscht durch den hochliberalisierten Markt ein extrem niedriges Preisniveau. Einerseits ist das iPhone selbst hier verhältnismäßig günstig zu beziehen, andererseits lassen die angebotenen Tarife einen iPhone-Besitzer in Deutschland nur staunen. Zudem fällt auf, dass die Tarife sehr wenige SMS oder MMS beinhalten. In Hongkong senden sich die Menschen – ähnlich wie in Japan – lieber gleich E-Mails. Und da MMS im Gegensatz zu SMS wenigstens Bilder und Töne enthalten können, die im kitschverliebten Asien einfach dazugehören, bekommt man auch mehr MMS zum Tarif als SMS.

Japan

Der japanische Exklusivprovider Softbank bietet für das iPhone 3G und 3GS viele verschiedene Tarifvarianten. Der Nutzer bekommt dabei ähnlich wie hierzulande fast verwirrende Pakete zu verhältnismäßig hohen Preisen zu seinem Gerät.

Der sogenannte „White Plan“ für etwa 7,50€ beinhaltet zwischen 13 und 21 Uhr freie Gespräche zu anderen Softbank- und Disney Mobile-Kunden, zwischen 21 und 13 Uhr fallen pro Gesprächsminute etwa 32 Cent an. Gleiches gilt auch rund um die Uhr für alle weiteren Gesprächsarten. Mit dem „White Plan Double“ mit doppelter Grundgebühr lassen sich die Minutenpreise alternativ ein Wenig senken.

Aktuell gilt die „iPhone for Everyone“-Kampagne mit einem besonderen Rabatt auf den Gesamtpreis für die Datenflatrate, die dem White Plan hinzugebucht werden muss. Die „Packet Flat-Rate Full“ kostet Neukunden bis Ende Januar 2010 nur maximal 4410¥ (ca. 33,50€). Obendrauf kommt dann noch das „S! Basic Pack (i)“ für knapp 2,40€ .

Das iPhone gibt es aber nicht umsonst: Das Gerät wird neuerdings nicht mehr am Anfang gekauft, sondern über die volle Vertragslaufzeit von 24 Monaten abgezahlt. Das macht monatlich noch einmal 18€. Insgesamt liegen die Kosten dann bei monatlich über 60€, sofern man die unbegrenzte Datenflatrate wählt.

Wem das Ganze schon zu kompliziert ist, sollte jetzt zum nächsten Land springen. Durch die erwähnte „iPhone for Everyone“-Kampagne lässt sich auf den monatlichen Preis ein Rabatt von ca. 15€ einfahren, so dass unterm Strich 45€ übrig bleiben. Darin enthalten sind die oben beschriebenen Gesprächskonditionen, unbegrenzter Internet- und E-Mail Zugang. Hinzu kommen alle Gespräche, die nicht zwischen 13 und 21 Uhr mit anderen Softbank-Kunden geführt werden. Da Softbank der kleinste Mobilfunkbetreiber in Japan ist und entsprechend wenige Kunden hat, kann das je nach Telefoniergewohnheiten noch einiges an Mehrkosten bedeuten.

Besonderheiten: Hinter dem „S! Basic Pack (i)“ verbirgt sich ein SMS-Paket, das in Japan allerdings kaum in Anspruch genommen und daher nicht genauer beschrieben wird. Durch die Entwicklung des japanischen Mobilfunkmarkts bedingt schickt man sich im Land der aufgehenden Sonne seit jeher E-Mails statt SMS oder MMS. Seit den 90er Jahren bereits ziehen die Japaner die elektronische Post den Kurzmitteilungen vor, damals durch die Entwicklung von i-mode, dem mobilen Internetdienst, der in Deutschland eine zeitlang mit speziell ausgerüsteten Handys von E-Plus angeboten wurde.

Österreich

Nahezu genauso gut haben es unsere Nachbarn im Süden: Generell sind die Mobilfunkkosten in Österreich extrem niedrig. Mit dem Fall des Telekommunikations-Monopols der Post 1996 brach dort ein regelrechter Preiskampf los, der in Deutschland aufgrund der schnellen Marktaufteilung zwischen drei, später vier großen Providern ausgeblieben war. Das iPhone gibt es mit T-Mobile und Orange gleich bei zwei Providern, die sich augenscheinlich bei den Preisen gegenseitig unterbieten.

Der offizielle iPhone-Vertrag – wohlgemerkt bei T-Mobile – berechnet dem Kunden für ein iPhone 3GS mit 16GB 149€. Der dazugehörige Tarif „Call&Surf Europe“ beinhaltet 2000 Freiminuten in alle Netze, zusätzlich 1000 Minuten innerhalb des T-Mobile-Netzes, 1000SMS und satte 3GB Datenvolumen pro Monat. Und das alles kostet 49€ pro Monat. Insgesamt reicht die Bandbreite an Tarifen von knapp 9€ bis 55€, die wie in Deutschland drei verschiedenen erhältlichen iPhones 3G und 3GS kosten je nachdem zwischen 149€ und 299€.

Der Konkurrent Orange bietet im Tarif „Team Europa 39“ (1000 Minuten ins Festnetz und zu anderen Orange-Kunden, 300 Minuten in EU-Länder, 1000 SMS EU-weit sowie 1GB Datenvolumen) für 39€ mit hinzugebuchtem iPhone-Paket (100 SMS oder MMS plus 3GB Daten zusätzlich) für 14€ sogar für Kunden mit Verwandten oder Bekannten im Ausland einen extrem günstigen Tarif an.

Für weitere 2€ gibt es das iPhone-Plus-Paket (die ersten drei Monate gratis), das dann noch Tethering für 20 Cent/MB und Visual Voicemail freischaltet. Letzteres wird in Österreich erst in diesem Herbst eingeführt. Zwar kostet dieses Gesamtpaket dann 55€ pro Monat, dafür kann man sich aber fast sicher sein, dass man die damit georderten Inklusivminuten und -megabytes niemals aufbrauchen wird. Zusätzlich schlägt das 16GB iPhone 3GS in diesem Fall nur noch mit 69€ zu Buche.

USA

Im Heimatland des iPhone wiederum müssen die Kunden des Exklusivproviders AT&T ähnlich tief in die Tasche greifen wie wir in Deutschland.

Zum Gerätepreis für das 16GB Modell des iPhone 3GS von 199$ (ca. 138€) lassen sich die verschiedensten Pakete nach Wunsch individuell zusammenstellen. Ein Beispielpaket mit 450 im gesamten US-Festnetz und für Anrufe an andere AT&T Kunden einsetzbaren Freiminuten (umgerechnet 28€), der unbegrenzten Datenflat inklusive Visual Voicemail (21€) sowie einem Paket mit 200 SMS (3,50€) kostet dann monatlich etwa 52,50€.

Zusätzlich hinzubuchen lassen sich AT&T-eigene Dienste wie der „AT&T Navigator“, dem providereigenen Routenplaner mit Sprachausgabe (7€/Monat), VoiceDial (3,50€/Monat) oder die „Roadside Assistance“ Hotline mit ADAC-ähnlichem Pannenservice für 2€ im Monat.

Besonderheiten: In den USA bekommt man zwar auch SMS-Pakete, allerdings gilt das oben angeführte 200 SMS-Paket nicht nur für den Versand der Kurzmitteilungen. US-Kunden bezahlen das Versenden und Empfangen von SMS nämlich anteilig, weswegen auch der Empfang einer Mitteilung Kosten verursacht.

Die Fähigkeit, MMS zu verschicken und zu empfangen, lernt das iPhone im AT&T-Netz darüber hinaus erst in diesen Tagen. Die offizielle Freischaltung des Dienstes – der die amerikanischen Kunden vermutlich ebenfalls extra kosten wird – soll erst kommenden Freitag erfolgen.

Fazit

Die angeführten Beispiele zeigen, wie unterschiedlich die Mobilfunkmärkte weltweit aufgebaut sind und wie sich teilweise auch das Nutzerverhalten auf die Tarife auswirkt und umgekehrt. Dabei haben wir in Deutschland bisher weniger Glück. Trotz der Vielfalt an verschiedenen Mobilfunkanbietern setzen sich die niedrigen Preise bei den großen Vertragsanbietern bislang nicht durch. Deren Strategie, den vielen Discountanbietern eigene Tochterunternehmen als Konkurrenz entgegenzustellen, hat hierzulande ein Niedrigpreissegment entstehen lassen, das den High-End-Markt nicht berührt.

Der Hauptgrund für die kostspieligen iPhone-Tarife in Deutschland ist indes die fehlende Konkurrenz bei diesem Gerät: Das iPhone war von Anfang an ein besonderes Produkt, das mit anderen Mobilfunkgeräten nicht vergleichbar ist. Dem exklusiven Anbieter dieses Geräts bietet sich daher der Vorteil, den Preis frei gestalten zu können. In Österreich mit mehreren Anbietern oder Hongkong mit generell freien Geräten zeigen sich schon ganz andere Verhältnisse. Allerdings besteht genau da auch das Problem, das Apple mit den Exklusivverträgen offiziell vermeiden wollte: Nicht alle Funktionen des iPhones werden vollständig vom jeweiligen Anbieter unterstützt.

Die Frage, in wieweit kulturell bedingte Nutzungsweisen bei mobilen Endgeräten sich auf die Tarife der Netzbetreiber auswirken können, oder ob letztere gar das Nutzerverhalten durch die Tarifgestaltung steuern können, ist eine interessante Frage, die sich an dieser Stelle aufwirft.


Ähnliche Nachrichten