Es gibt viel zu tun: myFC – Fußballmanager für iPhone

Alexander Trust, den 22. Mai 2009
myFC
myFC, Screenshot

König Fußball, so stand es auch jetzt wieder zu lesen, hat andere Fernsehprogramme auf die Ränge verwiesen. 7 Millionen Zuschauer +X haben Werder Bremen im UEFA Pokal verlieren sehen. Der Hersteller Sports Director aus Großbritannien wäre wohl froh, wenn sein Fußballmanager myFC auf dem iPhone nur einen Bruchteil davon als Käufer fände. Doch gelingt es den Briten uns Deutsche zu begeistern?

Ein grundsätzliches Problem vorweg: Manage Your Football Club (myFC)* ist bislang nur in englischer Sprache verfügbar und zudem lassen sich derzeit lediglich Clubs aus der Premier League und der 1sten und 2ten britischen Liga nebst den Teilnehmern des Championship aus 2008 managen.

Entdecke die Möglichkeiten

Ein wenig Entdeckergeist gehört offenbar dazu, wenn man mit myFC zurecht kommen mag. Es gibt zwar auf beinahe jedem Bildschirm ein Hilfesymbol – beim Druck auf selbiges öffnet sich ein entsprechender Hilfetext. Spieler bekommen dann erläutert, welche Optionen ihnen zur Verfügung stehen. Da ich anfangs Schwierigkeiten hatte, Spieler auszuwechseln, wusste ich diese Funktion schnell zu schätzen. Spielern, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, bringt das jedoch herzlich wenig.

Oberfläche – intuitiv oder doch nicht?

Zudem hat mir dieses Problem etwas vor Augen geführt: Die Oberfläche von myFC wirkt sehr aufgeräumt, alles hat seinen Platz, aber trotzdem ist sie manchmal nicht intuitiv genug. Auf das Trikot hätte ich tippen müssen, und eben nicht auf den Namen, um einen Spieler zum Wechsel auszuwählen. Beim Tippen auf den Spielernamen ist lediglich ein neues Infofenster mit den zugehörigen Spielerdaten erschienen.

myFC bietet sehr viele Optionen an, versteckt diese aber sehr gut vor den Spielern. Es gibt zwei verschiedene Menü- bzw. Bedienleisten. Eine am oberen Bildrand, eine am unteren. Letztere verfügt ausschließlich über Symbole, die beim Tippen darauf eine Rollover-Liste mit vielen Wahlmöglichkeiten ausgibt; die Symbole sind allerdings nicht selbsterklärend. Wählt man dann beispielsweise die Transferliste aus, verändern sich automatisch die wiederum nicht selbsterklärenden Symbole in der unteren Leiste. Dieses Manko zieht sich wie ein roter Faden durch das Spiel. Ein „optionales“ Tutorial hätte Einsteigern sicherlich geholfen. Doch wer jetzt denkt, er hätte vor sich alles angezeigt bekommen, was mit der Transferliste zu tun hat, der irrt. Rechts oben erscheint nämlich bei ziemlich vielen Menüpunkten ein variables Auswahlfeld. Auf den ersten Blick würde man es sicherlich übersehen. Hat man es einmal gefunden, kann man im Menüpunkt Transferliste darüber z. B. eine Menge Filter setzen, um Spieler aus ganz England oder sogar aus dem Ausland angezeigt zu bekommen.

In Szene setzen

myFC spielt man übrigens die ganze Zeit über hochkant. In Szene gesetzt wird bei dem Fußballmanager indes nur das Spielgeschehen und auch nur, wenn man es möchte. Die animierten Spielphasen kann man jederzeit im Spiel oder direkt zu Beginn einfach überspringen. Was fehlt ist eine globale Einstellmöglichkeit. Wir müssen uns also jedes Mal neu entscheiden, ob wir einem Spiel beiwohnen oder nicht. Auf dem entsprechenden Bildschirm werden inhaltlich drei Bereich voneinander getrennt. Den größten Teil macht das Spielfeld aus, auf dem ein 2D-Fußball ähnlich wie Schachfiguren verschoben wird. Damit deutet sich dann eine Ecke an, oder ein Torschuss, oder andere.

Direkt darunter ist ein Feld, in dem Spielkommentare eingeblendet werden, die uns in schriftlicher Form über das Geschehen informieren. Wischen wir über das Feld können wir uns während des Spiels neben den Kommentaren noch weitere Statistiken und Übersichten anzeigen lassen. Über das Auswahlfeld rechts oben können wir darüber hinaus den Multiplikator für die Spielgeschwindigkeit einstellen – einfach, zweifach, usf.

In Szene setzen II

Alles, was es bei myFC zu hören gibt, sind eine Handvoll Klickgeräusche oder eine grelle Trillerpfeiffe. Es gibt keinen Soundtrack, aber auch keine Wahlfreiheit, die nervige Trillerpfeiffe abzustellen. Wenn wir ihr aus dem Weg gehen wollen, müssen wir notgedrungen die Spielszenen überspringen (oder das iPhone lautlos stellen). Ansonsten gibt es viele Informationen, die über diverse Tabellen dem Nutzer verfügbar gemacht werden. Insgesamt ein sehr nüchternes Erlebnis. Andererseits könnte man formulieren, beschränke Sports Director sich bei myFC auf das Wesentliche.

Technische Mängel

Es gibt ein paar Ecken und Kanten, die ich nicht verschweigen möchte. Schaut man sich eine Partie an, beeinflusst das offenbar nicht die Aktivitätsstatistik des iPhones. Mitten im Spiel wird der Bildschirm dunkler und irgendwann schaltet er sich ganz aus. Das ist ärgerlich. Etwas verschmerzbarer ist die Tatsache, dass man die Spielkommentare eigentlich durchscrollen sollen könnte. Optisch wird einem dies durch einen Miniscrollbalken suggeriert. In der Praxis funktioniert es leider nicht. Was ebenfalls nicht funktioniert ist das Beenden des Spieles, bzw. der aktiven Karriere. Angenommen ich möchte nicht mehr mit Chelsea spielen – ich habe augenblicklich keine Möglichkeit aus dem laufenden Spiel auszusteigen, stattdessen muss ich den Umweg über den Homebutton wählen. Erst wenn ich das Spiel neustarte, erhalte ich die Option, das gespeicherte Spiel fortzuführen, oder aber eine neue Managerkarriere zu beginnen. An die Verwaltung von mehreren Managerkarrieren oder einem Mehrspielermodus wurde ebenfalls nicht gedacht. Nur, wer weiß, was die Zukunft bringt?

Fazit

Um alle Funktionen von myFC in Worte zu fassen, würde ich noch eine lange Weile benötigen. Das ist für eine Hosentaschensoftware durchaus beachtlich. Allerdings, oder sollte ich sagen Gott sei Dank, lässt uns der Fußballmanager fürs iPhone nicht alle Fäden selbst kontrollieren. Das hätte der Übersicht mehr geschadet denn genutzt. Schade ist, dass wir uns nicht selbst um die Vermarktung des Vereins und die Verhandlungen mit Sponsoren kümmern können. Co- und Physiotrainer dürfen wir hingegen einstellen, feuern und mit Spielern das gleiche tun. Bieten wir zu wenig, sind sie zu gierig, oder so ähnlich… – Selbst eine Jugendabteilung ist vorhanden.

Ich erwähnte anfangs, dass die Ergonomie von myFC noch zu wünschen übrig lässt. Die allermeisten Probleme sind indes nur am Anfang von Belang. Hat man sich einmal zurecht gefunden, wird man die große Fülle an Managermöglichkeiten zu schätzen wissen. Doch leider ist der Titel in seiner jetzigen Verfassung zu sehr auf den britischen Markt zugeschnitten. In meinen Testsaisons habe ich mich für Chelsea London entschieden, weil dort zumindest Michael Ballack als deutscher Legionär seinen Dienst verrichtet. Dort habe ich aber in der Champions League, die hier lizenzrechtlicher Gründe wegen Euro League heißt, schon Partien gegen Schalke 04 ausgefochten oder bin im Euro Cup gegen Eintracht Frankfurt siegreich geblieben.

Alles in allem ist das Spiel für Managerfreunde nach kurzer Eingewöhnung durchaus interessant. Ich würde gerne 4 von 5 Macs vergeben wollen, begnüge mich der Ecken und Kanten wegen aber mit weniger. Sobald diese aber beseitigt werden und man vielleicht sogar ausländische Clubs managen darf, stünde einer besseren Bewertung nichts im Weg. Es gibt bislang übrigens keine Lite-Variante.


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Testergebnis

URS: 6 von 10
6

Positives

  • umfangreicher Fußballmanager
  • nach kurzer Einarbeitung ein tolles Spiel
  • Editor erlaubt anpassen der Vereins- und Spielernamen

Negatives

  • eher spartanische Präsentation
  • leider nur britische Lizenzen

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