Bunte Kugeln am iPhone – Pop-A-Tronic im Test
Alexander Trust, den 16. April 2009Es gibt Spiele für das iPhone und es gibt Spielchen für Apples mobile Plattform. Pop-A-Tronic von Big Blue Bubble ist ein solches „Spielchen“, das es schwer haben wird in der Flut von bald täglichen Neuerscheinungen im App-Store-Spielereigen nicht unterzugehen. Die Gründe für die Durchschnittlichkeit sind schnell gefunden. Wir erläutern sie in unserem Test.
Wenig Tam Tam
In Sachen Inszenierung geht Pop-A-Tronic einen eher bescheidenen Weg, der leider nicht zu irgendwelchen Tugenden führt. Nacheinander werden „Splashscreens“ mit dem Logo des Publishers und dem der Entwickler angezeigt, kurz darauf folgt der Startbildschirm und bietet nur wenig Optionen. Der Spieler kann sich eine kleine Hilfe anschauen, in der ihm gezeigt wird, was es bei Pop-A-Tronic alles zu beachten gibt. Das allerdings ist nicht so viel. Außerdem kann man den Sound an- und abstellen. Musikalische Untermalung gibt es ansonsten nicht. Dann wäre da noch die Highscore, die leider nur eine rudimentäre Top 5 ist, sich einerseits nicht online abgleicht, sondern nur die eigenen lokalen Spiele verzeichnet und zudem anonym bleibt, weil der Spieler zu Beginn oder am Ende eines Spiels keinen Namen eingeben kann. Das sind Dinge, die gehören dringend nachgebessert.
Zur Sache, Schätzchen
Pop-A -Tronic zu spielen ist so anspruchsvoll nicht. Zumindest die iPhone-Variante – es gibt noch weitere – bricht sich in Sachen Komplexität keinen Zacken aus der Krone. Natürlich wird mit jedem bestandenen Level das Spiel schneller, doch mehr kommt da im Augenblick nicht. Das ist verwunderlich, denn die Versionen für den PC und den Mac bieten einen weitaus größeren Funktionsumfang, und viel mehr Spielarten. Der Entwickler Big Blue Bubble hat die Umsetzung offenbar mit angezogener Handbremse vollzogen. Mindestens drei gleichfarbige Spielsteine müssen verbunden nebeneinander liegen, damit bei der Berührung eines Spielsteins etwas passiert. Dann nämlich poppen die Spielsteine fort und wurden nie wieder gesehen. Fast: Denn von oben regnet es in regelmäßigen Abständen neue herunter. Ist der Level vollgelaufen, heißt es Game Over.
Je mehr Steine nebeneinander liegen, desto mehr Punkte erhält der Spieler für deren Beseitigung. Neben dem Punktestand alleine füllt sich auch der Pegel für einen Bonus-Lieferanten im oberen rechten Eck. Mehrfach 5 oder mehr gleichfarbige Steine eliminiert zu haben, ergeben Combos. Letztere füllen sowohl das Punktekonto als auch den Bonuspegel weitaus schneller auf, als normale „Dreier“. Ist der Pegel voll, erscheint eine Art „Vaporisator“. Markieren wir ihn und berühren anschließend einen farbigen Stein, werden alle Steine derselben Farbe vom Spielfeld getilgt. Das Spielfeld ist lieblos gestaltet, im Hintergrund schwimmt ein Fisch herum, der uns annehmen lässt, wir spielten im Aquarium. Man hätte sich gewünscht, dass vielleicht die Hintergrundbilder wechseln, oder es einen Soundtrack gibt, der sich der Spielsituation anpasst. Beides suchen wir indes vergeblich.
Bombenstimmung
Manchmal möchte man ne Bombe sein, singen die Prinzen. Und manchmal, dachten Big Blue Bubble sich, spendieren wir dem Spieler eine solche. Ganz zufällig erscheint hin und wieder eine Bombe auf dem Spielfeld. Mit einem ersten Klick aktivieren wir sie. Jeder weitere Klick führt dazu, dass die Bombe sich aufplustert und entsprechend eine jeweils größere Detonation verursacht. Leider klappt das Aufpumpen nicht immer nach Maß. Denn offenbar wächst der zu tippende Bereich der verwendeten „Sprites“ nicht mit. Also tippt man sich manchmal die Finger wund und die Bombe wächst trotzdem nicht weiter, oder aber man tippt aus Versehen durch die Bombe hindurch und eliminiert dabei eventuell sogar weitere Spielsteine. Die Bombe fällt dann eventuell ungewollt in die Tiefe und der weggebombte Bildschirmausschnitt ist ein anderer, als man ihn zuerst im Sinn gehabt hat wegzusprengen.
Ass im Ärmel?
Das ist eigentlich schon alles was man wissen muss. Eine Lite-Variante des Spiels gibt es nicht. Einen Mehrspielermodus sucht man vergeblich und was einen antreibt, ist der eigene Ehrgeiz. Offenbar wusste man das bei Big Blue Bubble richtig einzuschätzen und machte aus dieser Not eine Tugend. Jeder, der die Vollversion von Pop-A-Tronic für das iPhone erwirbt, erhält damit gleichzeitig eine Lizenz für die PC- oder Macintosh-Variante des Spiels, und diese sind bei weitem abwechslungsreicher als die iPhone-Portierung. Nicht nur, dass man dort verschiedene Spielmodi zur Auswahl hat – es gibt sogar musikalische Untermalung, die jedoch leider mehr oder weniger unterirdisch zu nennen ist. Und die Steuerung am Rechner funktioniert ein wenig anders. Sie ist trotz Maussteuerung nicht so richtig intuitiv. Der Lizenzcode zur Rechnerversion ist im übrigen in der Hilfe des iPhone-Ablegers versteckt, findet sich dort auf der letzten Hinweisseite.
Fazit
Pop-A-Tronic ist in der jetzigen Verfassung leider nicht mehr als ein durchschnittliches Puzzle-Spiel auf dem iPhone. Davon gibt es viele, und Pop-A-Tronic bietet leider wenig bis gar keine Argumente, warum man sich ausgerechnet für dieses Spiel entscheiden sollte. Der Bonus der Lizenz für die PC- und Mac-Version ist meines Erachtens trotz Gegenwert von 20 US-Dollar nur ein Tropfen auf den heißen Stein (gibt dennoch einen kleinen Mehrwert bei der Bewertung). Pop-A-Tronics Spielidee ist zudem nicht ganz neu. Wer an lieblos aufgemachter Puzzlekost interessiert ist, der wird sicherlich Stunden mit dem Spiel verbringen können. Der Titel ist eher für das zwischendrin-immer-mal-wieder Spielen gedacht, und weniger für tagelange „Sessions“. Denn Pop-A-Tronic verliert sonst auf die gleiche Art und Weise seinen Reiz, wie dies bei TV Total der Fall ist. Das Überangebot sorgt für Sättigung, die den Konsum nachhaltig nach unten korrigieren kann. Es ist halt irgendwann nicht mehr lustig.