Testtagebuch: SWTFU #1 – Ich glaub, ich bin im falschen Film
Alexander Trust, den 5. Februar 2009Vor Kurzem habe ich mir Star Wars: The Force Unleashed besorgt. Ein Spiel, das zunächst freudig erwartet wurde, hernach allerdings von der Presse nur mit mäßigen Kritiken bedacht worden war. Ich weiß nun, dass die meisten Spielejournalisten dort draußen Recht gehabt haben. Ich weiß allerdings auch, dass The Force Unleashed eigentlich noch zu milde bewertet worden ist.
Im falschen Film
Wir gehen also davon aus, dass George Lucas sich eine Geschichte ausgedacht hat, zusammen mit anderen, die zwischen Episode 3 und Episode 4 angesiedelt ist. Pardon, wenn ich das nicht weiter ausführe, weil ich mich dafür zu wenig auskenne. So viel vorweg: Die Story ist durchaus in Ordnung, aber viel zu kurzweilig gestaltet. Am gleichen Tag, da ich Star Wars: The Force Unleashed im Briefkasten hatte, war es bereits durchgespielt.
Während man bei Hollywood-Produktionen immer nach Filmfehlern sucht, sollte man anfangen, diese Rubrik auch für Computerspiele einzuführen. In The Force Unleashed gibt es einige davon. Ich kenne Spiele, die sind sehr gut abgestimmt – The Force Unleashed ist es nicht. Wechselt man nämlich spontan die Kampfkluft (wird zum einen der Levelanfang zum besten Freund), kommt man in den Genuss von Fehlern in den Videosequenzen. Denn dort ist der Wechsel der Kleidung offenbar nicht vorgesehen. Ebensowenig die Farbe des eigenen Lichtschwertes und anderes mehr. Schade, dass eine Produktion von Lucas hier nicht mehr Sorgfalt hat walten lassen.
Laden und Warten
Wenig geschickt wurde außerdem das Nachladen von Sequenzen gestaltet. Einen Schritt zu viel, und wir sehen – obwohl gerade noch in der Spielwelt – einen spartanisch ausgestatteten Ladebildschirm. Titel wie Bioshock haben den Übergangen zwischen Laden und Warten hier wesentlich besser hinbekommen. Das Abrupte wird durch die Ton-Knackser am Ende von Einspielfilmen sogar noch unterstützt. Es läuft nicht wirklich rund in The Force Unleashed – leider.
Quick it’s Quicktime
Ein Aufmerksamkeitskiller schlechthin ist die nervige Umsetzung der Quicktime-Events im Spiel. Heavenly Sword von SEGA aber auch viele andere Spiele zeig(t)en, dass man es mit Quicktime-Events durchaus prima aushalten kann. In The Force Unleashed erscheinen sie allerdings oft viel zu unvermittelt. Während man im Kampf mit Bodentruppen ist, aber zwischen den Beinen eines biologischen oder mechanischen Ungetüms umherläuft, wechselt der Fokus manchmal blitzschnell und man befindet sich in einer Sequenz, die eigentlich einem Quicktime-Event vorbehalten war. Das führt zunächst dazu, dass man oft erst die falschen Knöpfe drückt. Das führt allerdings auf den zweiten Blick auch dazu, dass man sich nicht auf die actionreiche Szene, den Kampf mit Endgegnern oder größeren Gegnern im Spiel konzentrieren kann. Die Anzeige für die Quicktime-Buttons, die als nächste zu drücken sind, sind unvorteilhaft relativ nah am Geschehen angebracht und zudem mit wenig Kontrast ausgestattet. Man sieht sie nicht gut genug, weshalb man dazu gezwungen ist, den Blick ständig auf der Quicktime-Anzeige weilen zu lassen und so die spektakulären Moves gar nicht erst mitbekommt.
Hier bin ich, nein, hier war ich
Manchmal sind die Speicherpunkte im Spiel clever gewählt. Manchmal kommen sie allerdings einem Griff ins Klo nahe. Vor allem hilft es dann überhaupt nicht, selbst an einer Stelle im Level abzuspeichern. Man wird vom Spiel böse überrascht werden und trotzdem am letzten, vorgegebenen Speicherpunkt ausgespuckt werden.
Point of no return
Total uncool sind Fehler, die wahrscheinlich mit einer falschen/fehlerhaften Clippingabfrage zu tun haben. Beim Durchspielen in der leichtesten Stufe sind sie mir schon 2 Mal untergekommen. Jedes Mal bleibt einem nichts anderes übrig, als die PlayStation auszuschalten und neu zu starten. Euphoria, DNN und havok sei Dank, ist besonders viel Realismus eingekehrt. Doch den hat man bei Lucas Arts offenbar noch nicht ganz so gut in den Griff bekommen. Denn wie wäre es sonst zu erklären, dass ich einen halb- oder vollwertigen Endgegner mit der „Macht“ aus dem Bildschirm (oder von einer Plattform) schleudere, seine Lebensenergie auf 0 sinkt, sein Leben aber trotzdem noch nicht ausgehaucht zu sein scheint. Man kann sich fortan drehen und wenden, wie man will, doch der Gegner taucht nicht wieder auf und im Spiel geht’s so leider auch nicht weiter. Für mich übrigens mehr als genug Gründe, um Star Wars: The Force Unleashed nicht mal Wertungen im Bereich von 70% + X zu geben, wie sie dem Spiel in manchen Medien aber dennoch zuteil wurden. Die Grafik ist ansonsten natürlich ein Hingucker, die Bewegungsabläufe ordentlich, der Schwertkampf fühlt sich toll an, und mit der „Macht“ rumzuspielen ist auch nicht unlustig. Doch dann stellt man wieder fest, dass nicht alle Objekte in der Spielwelt dafür vorgesehen sind. Manchen riesen Brocken kann man durch die Luft schleudern, einen anderen kleinen Kiesel aber nicht, weil er in der programmierten Matrix nicht für die Verbindung mit dem Machtgriff, Machtblitzen und weiterem vorgesehen ist. Schade, Lucas Arts, schade. Das geht auf jeden Fall besser. Ich für meinen Teil werde das Spiel nicht als Staubfänger im Regal verkommen lassen, sondern es verkaufen, und so dem nächsten die Möglichkeit geben, sich ein Bild zu machen. Dem Käufer gebe ich dann aber den Rat mit auf den Weg, es mir nach zu tun.