Würde dem Internet ein Memex gut zu Gesicht stehen?

Alexander Trust, den 2. Dezember 2008
Vannevar Bush
Vannevar Bush

Als wissenschaftlicher Berater von Roosevelt tat Vannevar Bush sich im Zweiten Weltkrieg auf. In der Zeit nach dem WWII schrieb Bush einen Beitrag im Atlantic Monthly „As We May Think“ (vgl. The Atlantic Monthly, 176:1 (Juli 1945)), in dem er Gedanken zu einer Bewältigung des Informations-Überflusses formulierte. Bush schwebte eine Maschine vor, der Memex (Memory Extender).

Wenn wir heute über das Internet sprechen, dann heißt es oft, dass viele der grundlegenden Gedanken der Hypermedialität schon von Bush in seinem Memex-Konzept bedacht wurden. In der Tat gibt es Überschneidungen. Doch erst just mit der ausklingenden, konzeptionellen Welle des Social Web wurden Elemente eingeführt, die für Bush besonders wichtig waren.

Suchen Speichern

Denn seine Memex sollte gerade die Suchvorgänge am Gerät protokollieren und den Suchvorgang einer Person abspeichern, um sie einer anderen zur Verfügung zu stellen. Wir haben bei modernen sozialen Netzwerken einen Effekt, der dem des Memex ähnelt. Nämlich die Spur eines anderen aufzunehmen. Wenn wir in einem Musik-Netzwerk wie last.fm uns ansehen können, welche Lieder Freunde von uns oder Fremde gehört haben, dann ähnelt dies in der Tat ein wenig dem Folgen einer Spur.

Noch deutlicher indes wird diese Tatsache, wenn wir uns moderne Aggregatorenseiten und -anwendungen ansehen. Sie führen die Ergebnisse mehrerer Social Networks und herkömmlicher Internetseiten zusammen. Lifestream.fm ist so eine Seite, auf der man Handlungen und Dokumente von Anderen (oder Freunden) begutachten kann.

Gedächtnisprotokoll

Gleichwie gibt es noch keine Suchmaschine und keine Webanwendung, die uns ermöglicht, die Suche anderer Menschen nachzuverfolgen. Bush hatte im Kopf, dass uns dieser Vorgang den Umgang mit der Informationsflut erleichtern helfen würde. Gerade die Informationen, die X bearbeitet und gesucht hat, sollten als eine Art Gedächtnisprotokoll für andere verfügbar gemacht werden. Diese totale Gläsernheit bietet auf der anderen Seite aber den partiellen Verlust von Privatsphäre an. Jeder, der sich mehr oder weniger damit auseinandersetzt, veräußert einen Teil von sich und von seinem Leben.

Während wir selbst noch nicht die Möglichkeit haben, Memex-hafte Informationen über andere zu ergattern, zumindest nur in Teilen, so ist doch bei vielen Anbietern von Informationen dieser Zustand noch deutlicher erreicht. Cookies, Webseiten-Statistiken, etc. pp. erlauben denjenigen, die darüber verfügen, die Schritte von anderen nachzuverfolgen. Profitieren wir dadurch?


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