Test: iPhone-Beamer Microvision Showwx
rj, den 26. Januar 2011Wir haben den Microvision Showwx getestet, einen Mini-Beamer mit iPhone-Dockanschluss, der kompakter ist als bisherige Produkte am Markt. Das Kit bietet Dank Lasertechnik als Lösung für die Westentasche ein vergleichsweise gutes und großformatiges Bild. „Großformatig“ bedeutet bis zu 100″ bei Dunkelheit, bei Tageslicht werden eher DIN-A5-Größen erzielt. 848×480 Pixel werden mit dem ca. 400 Euro teuren Gerät projiziert.
Grundsätzliches
An Beamer fürs iPhone werden einige spezielle Anforderungen gestellt: es ist wenig sinnvoll, wenn sie bedeutend größer als das Smartphone sind, denn dann fällt der Mobilitäts-Aspekt weg. Weiterhin müssen sie trotz geringer Baugröße ein einigermaßen nutzbares Bild erzeugen und zu guter Letzt mit den iPhone-typischen Eingängen und Bildformaten klarkommen. Diese Balance schafft der Showwx durchaus – besser beispielsweise als der iPhone-Beamer von Optima.
Die Hardware
Zum Beamer liefert Microvision ein Adapterkabel für den iPhone-Dockanschluss und ein Netzteil – letzteres mit vier Adaptern für unterschiedliche Steckdosen-Designs ausgerüstet. Der Beamer selbst ist schlank, schwarz und mit drei Lasern ausgestattet, die ein Bild von 848×480 Bildpunkten (WVGA, 16:9) auf eine Größe von bis zu „70-100 Zoll Bilddiagonale“ erzeugen – wohlgemerkt nur bei völliger Dunkelheit. Mehr ist von den 10 Lumen Lichtausbeute realistischerweise nicht zu erwarten. Das Bild ist scharf, die einzelnen RGB-Laser-Bildpunkte bei kurzer Projektionsdistanz deutlich erkennbar. Verstellt werden muss praktisch nichts – durch die Verwendung der drei verschiedenfarbigen Laserstrahlen zum Punkt-für-Punkt-Bildaufbau ist die Projektion immer maximal scharf eingestellt. Optimierbar wäre das Bildformat gewesen, Widescreen hin oder her – wenn man ein „Made for iPhone“ auf den Karton klebt, ärgern die fehlenden Pixel zur 1:1-Wiedergabe der Retina-Auflösung.
Das Akkufach ist abnehmbar, der Akku leicht zu tauschen. Eine Höhenverstellung ist beim Showxx nicht vorhanden, beim leichtgewichtigen und klein dimensionierten Gerät wird sie wenig vermisst – stattdessen wird etwas untergelegt oder der Beamer von Hand gehalten, das letztjährige Testgerät zeigte, dass verstellbare Füße bei Projektoren dieser Kleinheit eher symbolischen Nutzwert entwickeln.
Einsatzgebiete
Videos oder Bilder an die Wand projizieren – fürs schnelle gemeinsame Clipschauen ist der Showxx durchaus zu gebrauchen, und der Diaabend in kleiner Runde lässt sich mit dem Beamer ebenfalls gut vorstellen. Bei „professionelleren“ Anwendungsbereichen stößt das Gerät an eigene Leistungsgrenzen wie auch die Apples – denn beispielsweise eine Präsentation als Diashow zu exportieren, damit sie zur Not auf dem iPhone gehalten werden kann, ist schon relativ umständlich.
Um beispielsweise iPhone-Bedienung bzw. die Bedienung von Apps zu demonstrieren, ist ein Jailbreak notwendig, da Apple nicht allzu häufig das Video-Out am Gerät aktivieren lässt. Für die gemeinsame Zockrunde am iPhone wäre der Beamer genauso so zu verwenden – insbesondere bei Spielen mit Gyroskop/Accelerometer-Bedienung sollte das Anschlusskabel aber länger ausfallen, da ansonsten die Bewegungsfreiheit bzw. die Standfestigkeit des Beamers nicht gewährleistet ist.
Exkurs: Jailbreak-Apps fürs Video-Out
Um das Bild vom iPhone-Screen via Dockingport nach draußen zu bringen, braucht es an sich das Composite-Kabel von Apple – damit gehen jedoch nur die Inhalte ans TV-Out, die Apple dort haben will. Youtube/Video kann so „extern“ betrachtet werden, Bildergalerien ebenfalls – dann ist in der Regel Schluss. Alle Inhalte auf dem iPhone-Screen auf dem externen Gerät zu betrachten, ermöglichen diverse Jailbreak-Apps.
TVOut und TVOut2 Mirror TVOut laufen schon ab iPhoneOS 3.x nicht mehr, von iOS 4 ganz zu schweigen. Entwickler Lance Fetters gab bekannt, dass der Support für die neuere iPhone-Firmware definitiv nicht mehr kommen soll und man sich nach App-Alternativen umsehen muss. Kein großer Verlust, mag man angesichts der bereits beobachteten TVOut-Instabilitäten sagen, die Alternative ScreenSplitr ist framerate-technisch hingegen deutlich schwächer. Insbesondere ist die Entwicklung vorerst eingestellt – auf iPhones bis 3GS soll die Software bis iOS 4.1 den Videoausgang des Dockingports mit Signal versorgen. iPhone 4 und aktuelles iOS fällt somit aus. Bei den unterstützten Plattformen wird von Instabilität oder dem simplen „funktioniert nicht“ berichtet. Damit fallen alle bisherigen kostenfreien Varianten fürs TV Out aus.
Bleibt Display Out – 2,99 Dollar wird für die App im Cydia Store fällig. Fürs Geld erhält man jedoch eine App, die ein ruckelfreies Videosignal an den Videoausgang des iPhones schickt, auch vom iPhone 4 mit Retina-Display aus. Flüssiges Bild hat man sowohl beim Video-Abspielen als auch beim Zocken. Homescreens und App-Launch wird ebenfalls originalgetreu im Großbild wiedergegeben – im Fall des Microvision-Projektors eben mit deutlich reduzierter Pixelzahl.
Zukunftsaussichten
Die Lasertechnik des Showwx ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber der archaisch wirkenden Technik des Optima-Beamers.
Höhere Helligkeitsausbeuten bei diesen Baugrößen sind nach wie vor Zukunftsmusik, wobei Weiterentwicklungen in LED- und Linsentechnik darauf hindeuten, dass zumindest der Formfaktor noch weiter heruntergeschraubt werden kann, was wiederum den Trend befeuert, Minibeamer direkt in die Smartphones zu bauen – wobei Apple nicht in der ersten Reihe steht, was die Markteinführung entsprechender Geräte angeht. In näherer Zukunft wird man demnach nicht viele bessere Lösungen mit vergleichbarem Formfaktor finden.
Nach den durchaus hoch gesteckten Erwartungen an den Microvision Showwx sind die Resultate vor Ort nicht enttäuschend – ein „in Ordnung“ wird dem Pocketbeamer aber durchaus – und ironiefrei – gerecht.
[mn-youtube id="FOZdCoXjDrw"]Die 5 Meter Bilddiagonale werden nicht erzielt – der vorab angenommene Straßenpreis von 500 Dollar wird jedoch immerhin unterboten.
Preis und Fazit
Ein Straßenpreis um die 400 Euro wird für den Pico-Beamer veranschlagt (US-Angebote sind aktuell meist mit 399 Dollar angegeben, Zoll, Steuer und Shipping führen meist zu einem 1:1-Europreis), und das ist happig angesichts der eingeschränkten Anwendungsbereiche. So schön die technische Umsetzung ist, so sehr Verarbeitung und Kompaktheit gefallen – wenn man keinen gezielten Anwendungsfall hat, dann ist der Projektor überflüssig. Klingt trivial, ist im konkreten Fall aber einmal mehr der Knackpunkt – denn technisch ist der Beamer ein nettes Stück, in der Praxis wird es für viele Anwendungsmöglichkeiten schlicht bessere Alternativen geben – ob man nun den Rechnerbildschirm nimmt, einen Fernseher oder alternativ gleich Notebook und „richtigen“ Beamer statt iPhone und Taschenprojektor.