Im Test: Trine

Alexander Trust, den 18. November 2009
Trine: Ritter in den Ruinen
Trine: Ritter in den Ruinen

Sie sind in einem Stein gefangen und nur je einer von ihnen kann in seiner physikalischen Hülle gleichzeitig die Welt beschreiten. Die Rede ist von den Protagonisten in Trine. Wir konnten uns das Plattformspiel mit der schicken Grafik und einem Haufen neuer Spielideen ansehen und sagen euch, was das Phänomen tatsächlich ausmacht.

Frozenbyte hatte seinerzeit mit dem Top-Down-Shooter Shadow Grounds das Genre belebt. Mit Trine indes versuchte man, dem Plattformspiel neue Impulse zu verleihen. Vielerorts ist das auf fruchtbaren Boden gefallen.

Fantasy

Das Setting von Trine ist eindeutig in der Fantasy-Umgebung zu suchen. Ein leicht bierbäuchiger Ritter, der hoch springen kann, ein Zauberer, dessen magische Fähigkeiten immerhin ausreichen um Dinge schweben zu lassen, und eine Diebin, die sich mit einem Enterhaken fortbewegen kann hat das Schicksal einst zusammengeführt. Sie alle griffen nach dem Trine und sind nun mysteriöserweise darin gefangen. Zumindest kann immer nur einer von dreien mit seiner physischen Präsenz in der Spielumgebung glänzen. Und mehr noch, als sich selbst aus dieser misslichen Lage zu befreien, müssen die drei nun zusehen, das Königreich zu retten.

Blitzeblank

Glänzen tut auch sonst vieles in Trine. Das Spiel setzt auf nicht allzu angestaubte DirectX-Bibliotheken und kann, wenn man die grafischen Effekte voll ausreizt auch Rechner ärgern, die nicht als schwach auf der Brust gelten. Wunderschön sanft verschieben sich Hintergrund und Vordergrund gegeneinander und die Spielgrafik weiß zu Beginn vollends zu überzeugen.

Sound of Musik

Und noch etwas weiß zu überzeugen, die deutsche Synchronisation. Die Stimmen der Figuren sind professionell aufgenommen worden und das tut dem Spiel sichtlich gut. Die in-game Musik ist ein typisches und dennoch wohlklingendes Geläut. Allerdings wird hier ausschließlich zwischen einer ruhigen und einer flotteren Passage unterschieden. Ansonsten ist es ein ewiger Sing-Sang, der allerdings nicht derart aufdringlich wirkt, dass er einem unangenehm oder langweilig werden könnte.

Nur zusammen

Im Spiel könnten wir prinzipiell mit mehreren Spielern antreten, oder müssen uns im Singleplayer-Modus damit begnügen die Charaktere auf Tastendruck abzuwechseln. Für ein klassisches Plattformspiel führt Frozenbyte zur Steuerung auch Bewegungen mit der Maus ein. Als Zauberer beispielsweise zeichnen wir magische Objekte einfach auf den Bildschirm, die uns im Spielverlauf nützlich sein können. Dazu zählen große und kleine Kisten oder metallene Stege, respektive Bretter. Davon können wir allerdings nicht beliebig viele zaubern, am Anfang nur jeweils ein Objekt. Wenn wir an eine höher gelegene Plattform heran wollen, müssen wir manchmal auf Kisten steigen, oder wenn wir einen Graben oder eine löchrige Brücke unbeschadet überqueren möchten, kann so ein Brett, das wir aus dem Ärmel schütteln ganz hilfreich sein.

Es kommt tatsächlich darauf an, die Fähigkeiten der einzelnen sinnvoll zu nutzen, um sich den Weg durch die unterschiedlichen Spielabschnitte zu bahnen. Wir stoßen dabei auf allerlei Getier und Gegnerschar, neben Spinnen und Skeletten auch auf eine Form von Bossgegnern, die jeweils ein Schema F anbieten, bzw. eine Schwachstelle, mit der man sie artgerecht erlegt kriegt. All das wirkt viele Male, in denen wir die Dinge zum ersten Mal erleben, recht interessant. Je länger ich jedoch Trine gespielt habe, desto schneller hat sich der Aha-Effekt abgenutzt. Doch dazu später mehr.

Interessant ist auf jeden Fall, dass man schneller ans Ziel kommt, wenn man die Kräfte bündelt und die Fähigkeiten der einzelnen Figuren geschickt einsetzt. Dazu kommt, dass man die Fähigkeiten der Figuren auch ausbauen kann. Aus diesem Grund sammelt man unterwegs Phiolen mit Erfahrungspunkten auf, bzw. erhält sie, wenn man Gegner erlegt hat. Das alles ist wahrlich kein einfaches Jump and Run mehr und auch kein allzu wildes Hack and Slay. Fairerweise hat man bei Frozenbyte daran gedacht, dass auch viele Wege nach Rom führen und neben dem Casus Belli auch ein Worst Case-Szenario implementiert, sodass schlechterdings das Fortkommen auch möglich ist, wenn 2 von 3 Mitstreitern bereits keine Lebensenergie mehr haben. An den Zwischenstationen in den Leveln werden unsere Kumpanen allerdings immer wieder neu beseelt.

Trine-Alltag

Horch, wer kommt von draußen rein? – Immer wieder starten wir an einer Stelle und landen andernorts an einem Levelausgang. Der Weg dazwischen ist bisweilen sehr abwechslungsreich gestaltet. Es gibt Level mit heißer Lava oder einem Moor in dem man versinken kann und sterben. Oder aber wir können eintauchen ins kühle Nass. Wir springen auf bewegliche Plattformen und landen manchmal auf brüchigen Panelen. Wir schießen mit brennenden Pfeilen aus dem Köcher der Diebin um Fackeln in dunklen Leveln zu erleuchten. Und natürlich darf man die dezenten Puzzle nicht vergessen. Doch je länger man Trine spielt, desto mehr wird das Erlebnis zum Alltag. Denn obgleich sich die Level verändern, sind unsere Aktionen dieselben. Die Puzzle sind außerdem nicht zu anspruchsvoll. Es beschränkt sich darauf, Schalter umzulegen, um Ausgänge zu öffnen oder Plattformen zu bewegen, um das Fortkommen zu sichern.

Es gibt zwar immer wieder Momente, in denen neue Kleinigkeiten vorgestellt werden oder durch Level-Ups neue Fähigkeiten der Charakter kurz den Reiz des Probierens verströmen. Danach ist allerdings kurze Zeit später wieder Essig mit dem Faszinosum. Und das sage ich als begeisterter Plattformspieler. So traumhaft der Hintergrund gestaltet ist, manchmal hätte man sich gewünscht, ihn auch betreten zu dürfen. Unser Weg ist vorgezeichnet und aus potenziellen, isometrischen 3 Dimensionen werden kastrierte 2,5.

Mir haben besonders die Gesten des Zauberers gefallen. Doch auch seine Magie ist begrenzt und er kann nicht unendlich viele Hilfsmittel zaubern, geschweige denn beliebig oft. Wenn ein Trick zu oft in die Hose geht, geht am Ende vielleicht gar nichts mehr und dann hilft nur der Neustart ab dem letzten Kontrollpunkt.

Fazit

Wenn man auf das Spiel zurückblickt, kann man mit dem Preis-/Leistungsverhältnis nicht allzu hart ins Gericht gehen. Es hätte freilich noch etwas längere gehen können, aber gerade da liegt der Hase im Pfeffer begraben. Die Langzeitmotivation tendiert gegen Null, denn wer einmal das Ende kennt, hat faktisch kaum noch was zu gewinnen, außer vielleicht ein paar Trophäen über Steam. Und je länger ich Trine gespielt habe, desto zäher wurde das Spielvergnügen auch. Am Ende hat man auch das Gefühl, dass die Charakter sich wünschten, es würde schneller zum Ziel hinaus laufen.

Trotz der Anmerkungen muss ich eine Lanze für Trine brechen. Frozenbyte hat sich hier Mühe gegeben und das soll auch honoriert werden. Leser müssen allerdings in Betracht ziehen, dass der Titel einen Bonus kriegt deswegen, weil ich Plattformspiele sehr gerne mag. Spieler, die dem Genre nicht so zugeneigt sind, hätten vielleicht nicht so die Geduld mit der Trias von Antihelden. Indes gibt es von mir knapp Gold. Noch einen Augenaufschlag mehr hätte Trine nicht vertragen.


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Testergebnis

URS: 6,5 von 10
6,5

Positives

  • tolle Grafik
  • schönes Parallax-Scrolling

Negatives

  • keine Langzeitmotivation